Lasst uns über Geld sprechen

Nachdem therapeutische Leistungen nun besser vergütet werden, treten immer mehr Mitarbeiter mit dem Wunsch nach einer Gehaltserhöhung an Ihren Chef heran. Völlig verständlich, denn wer gute Arbeit leistet, möchte dafür auch entsprechend entlohnt werden. Doch nicht immer ist mehr Geld möglich oder gerechtfertigt. Dennoch sollten Praxischefs solche Forderungen nicht generell abblocken oder auf die lange Bank schieben, sondern mit ihren Angestellten ein offenes und ehrliches Gespräch führen. So gehen Sie es an: 1. Vereinbaren Sie einen Termin Gehaltsverhandlungen sollten Sie nicht zwischen Tür und Angel führen. Kommt ein Mitarbeiter mit dem Thema auf Sie zu, legen Sie gemeinsam einen Termin für das Gespräch fest. So haben beide Seiten die Möglichkeit, sich darauf vorzubereiten. Zudem zeigen Sie Ihrem Mitarbeiter dadurch, dass Sie das Anliegen ernst nehmen. Auch das gehört zum guten Umgangston zwischen Chefs und Angestellten. Tipp: Geben Sie auch dem Mitarbeiter eine „Hausaufgabe“. Er soll sich bis zum Gespräch überlegen, wie sich der Gewinn der Praxis steigern lässt. Kommt er mit guten Ideen und das Vorhaben gelingt, profitiert auch er in Zukunft davon – etwa in Form einer Gehaltserhöhung oder Provision. 2. Bereiten Sie sich vor Im Schwerpunkt der vergangenen Ausgabe (up 8-2019) haben wir detailliert aufgezeigt, wie Sie ermitteln können, in welchem Umfang Gehaltserhöhungen finanziell möglich und betriebswirtschaftlich sinnvoll sind. Ziehen Sie diese Kalkulationen zur Vorbereitung heran, denn Sie zeigen Ihnen ob, und wenn ja unter welchen Bedingungen Sie Angestellten mehr zahlen können. Mit diesen Fakten können Sie Ihre Argumente auch den Mitarbeitern gegenüber untermauern und nachvollziehbar erklären, was möglich ist und was eben nicht (siehe dazu auch 5.) Überlegen Sie auch, wie sich ein Mehr in der Geldbörse zudem mit neuen Aufgaben koppeln lässt, die wiederum den Gewinn der Praxis steigern. Legen Sie sich verschiedene Optionen zurecht, die Sie anbieten können. 3. Ein offenes Ohr für Probleme Hören Sie genau hin, was Ihr Mitarbeiter sagt. Manchmal ist mehr Gehalt nicht die (einzige) Lösung bzw. zu wenig Geld gar nicht das größte Problem. Fragen Sie darum direkt zu Beginn des Gesprächs, ob alles in Ordnung ist, er sich wohlfühlt und mit seinen Aufgaben und der Arbeitsumgebung zufrieden ist. Vielleicht liegt noch etwas anderes im Argen, dass den Therapeuten unzufrieden macht. Probleme mit den Kollegen oder eine fehlende Zukunftsperspektive könnten ein Grund sein. Möglicherweise können Sie dem Mitarbeiter auch so helfen und die Gehaltsverhandlung rückt erstmal in den Hintergrund. 4. Hören Sie sich die Argumente an Zeigen Sie, dass Sie Ihren Mitarbeiter ernstnehmen. Hören Sie sich an, was er zu sagen. Womit begründet er seine Forderung nach mehr Gehalt – von den Preiserhöhungen einmal abgesehen? Lassen Sie ihn seine Argumente vorbringen, nehmen Sie sie ernst und gehen Sie darauf ein. Damit zeigen Sie Wertschätzung, nehmen Angestellte mit in die wirtschaftliche Verantwortung und können zu einer Entscheidung kommen, die auch für den Mitarbeiter nachvollziehbar ist. 5. Machen Sie den Realitätscheck Einige Mitarbeiter haben völlig falsche Vorstellungen von den Umsätzen und Gewinnen, die die Praxis macht. Manch einem ist auch der Zusammenhang zwischen ihrem Gehalt und dem, was sie für die Praxis erwirtschaften, nicht klar. Dann ist es Zeit, denjenigen in die Wirklichkeit zu holen. Rechnen Sie zum Beispiel vor, was der Mitarbeiter Sie monatlich kostet und was die Praxis von den Krankenkassen für ihre Arbeit an Honoraren erhält. Denn viele bedenken nicht, dass ihr Brutto-Gehalt nicht den Brutto-Kosten des Arbeitgebers entspricht. Stellen Sie das klar. Tipp: Mehr dazu finden Sie ebenfalls im Themenschwerpunkt der up August-Ausgabe. 7. Lehnen Sie nicht einfach ab Ist eine Gehaltserhöhung trotz steigender Honorare gerade (noch) nicht möglich, begründen Sie dies. Wenn Sie erklären, warum Sie gerade nicht mehr Gehalt zahlen können, signalisieren Sie Ihrem Mitarbeiter zumindest, dass Sie sich mit dem Thema beschäftigt haben und darüber nachdenken. Zeigen Sie zum Beispiel auf, dass die erwarteten Mehreinnahmen zunächst in die langfristige Zukunftssicherung der Praxis fließen sollen, sie etwa planen, das Leistungsspektrum zu erweitern. Wenn möglich, zeigen Sie hier eine Zukunftsperspektive für den Mitarbeiter auf, mit neuen, spannenden Aufgaben und auch einem entsprechend höheren Gehalt. 8. Alternativen anbieten Es ist für alle Beteiligten von Vorteil, wenn die Mitarbeiter die Gehaltsverhandlung zufrieden verlassen. Doch dafür ist eine klassische Gehaltserhöhung nicht immer der beste Weg – auch wegen der hohen Abzüge, die damit einhergehen. Tank-, Einkaufs- oder Essensgutscheine sind eine Alternative und sorgen dafür, dass Mitarbeiter mehr Geld zur Verfügung haben, während die Kosten für den Praxischef überschaubar bleiben. Für Eltern ist auch ein Zuschuss zu den Kinderbetreuungskosten interessant. Weitere Vorschläge dazu, wie für Mitarbeiter mehr Netto vom Brutto bleibt, finden Sie in unserem Artikel "Mehr Netto vom Brutto: Neuerungen in 2019" und im Themenschwerpunkt „Tipps und Tricks für mehr Geld auf dem Konto Ihrer Mitarbeiter“ aus der up-Ausgabe 6-2018 (online aktualisiert, Stand: 7/2019).