Lobbyist ist kein Schimpfwort

Ich bin Lobbyist. Das klingt fast so, als würde jemand erzählen, dass er Mitglied der Mafia oder eines anderen Verbrechersyndikats ist. Dabei ist überhaupt nichts Anrüchiges dabei. Denn tatsächlich geht es bei der Lobby-Arbeit nur darum, die eigenen Anliegen an die Politik heranzutragen. Lobbyismus ist also ein wichtiger Teil von Demokratie. Denn so können Expertinnen und Experten ihr Fachwissen an die Verantwortlichen in der Politik weitergeben, die wichtige Entscheidungen für uns alle treffen. Kurz: Wir alle können als Lobbyistin oder Lobbyist aktiv sein. Seit dem 1. Januar 2022 gibt es beim Deutschen Bundestag ein elektronisch geführtes öffentliches Lobbyregister, in das sich Interessengruppen eintragen können. Denn das Problem des Lobbyismus ist, dass die Einflussnahme von außen manchmal wenig transparent geschieht. Vor allem Wirtschaftsverbände und große Unternehmen haben ganz andere finanzielle Mittel, um sich für ihre Belange einzusetzen. Und das wird häufig kritisiert. Doch auch auf dieses Problem gibt es eine Antwort: Bürgerlobbys. In einer Bürgerlobby engagieren sich ganz normale Bürgerinnen und Bürger für ein bestimmtes Thema, das ihnen am Herzen liegt – zum Beispiel den Klimaschutz. Die Bürgerlobby Klimaschutz beschreibt ihre Arbeit so: „Wir treffen uns mit unseren Abgeordneten, sprechen mit Journalisten und schreiben Leserbriefe an Zeitungen, damit der Klimaschutz auf der politischen Agenda nach oben rückt“. Weitere Informationen zur Bürgerlobby Klimaschutz gibt es auf deren Website: www.ccl-d.org/buergerlobby nachlesen. Tipp: Wie und wo sich Therapeut:innen miteinander vernetzen können, haben wir im Themenschwerpunkt Vernetzen (up 7.2021) ausführlich beschrieben. Politiker brauchen Expertinnen Selbst Politikerinnen und Politiker, die auf den Gesundheitsbereich spezialisiert sind, kennen sich nicht in allen Aspekten gleich gut aus. Sie sind also auf Personen mit Expertenwissen angewiesen, die ihnen Informationen liefern und sie beraten. Meist liegt der Fokus der Politik auf der Ärzteschaft, der Pflege und der Gesetzlichen Krankenversicherung. Die Belange der Heilmittelbranche treten dann schnell in den Hintergrund. Darum ist es wichtig, dass sich Therapeut:innen für die eigenen Interessen einsetzen. Denn: Ihr kennt die Probleme und Herausforderungen aus dem Alltag und könnt anschaulich erklären, was nackte Zahlen allein eben nicht vermitteln können. Woher sollten Abgeordnete beispielsweise wissen, dass sich mit einer Heilmittelbehandlung vielleicht spätere Operationen vermeiden lassen – oder eine Patientin Fähigkeiten wiedergewinnt, die es ihr ermöglichen, ihren Alltag ohne fremde Hilfe zu bewältigen. Natürlich kostet Therapie Geld, aber man muss einen Schritt weiterdenken und auch zeigen, wo im Gegenzug durch eine gute Therapie noch mehr Geld im Gesundheitssystem eingespart wird. Noch mehr Informationen gibt es übrigens hier: Das Beispiel: In der September-Ausgabe von up hatten wir darüber berichtet, wie Praxisinhaber Tim Ulzheimer in seiner Praxis Besuch vom Bundestagsabgeordneten und Parlamentarischen Staatssekretär im Gesundheitsministerium Dr. Edgar Franke erhalten hat. Die Anleitungen: In der Anleitung zum Einmischen II (up 12.2021) gibt es Tipps und Informationen zur Kontaktaufnahme. Die Anleitung zum Einmischen III (up 9.2022) hilft dabei, einen Termin zu organisieren. Der Hintergrund: Das Thema Lobbyarbeit haben wir im Themenschwerpunkt der up 12.2020 genauer vorgestellt. Die Kontrolle: Mit dem Dashboard Berufspolitik verfolgen wir gemeinsam, wie Pläne und Versprechen der Politik umgesetzt werden. Wie kann ich Kontakte in die Politik knüpfen? Die Kontaktdaten von Abgeordneten finden sich auf deren Website. Gib den Namen einfach in eine Suchmaschine ein oder schaue auf deren Seite auf www.bundestag.de –> Abgeordnete –> Biografien nach. Hier sind auch die Social-Media-Profile verlinkt. 5 Wege der Kontaktaufnahme: 1. Termin direkt vereinbaren: Ruf an oder schreib eine E-Mail, in der Du Dein Anliegen kurz beschreibst, und um einen Gesprächstermin bittest. Du kannst die Abgeordneten dann in ihrem Wahlkreisbüro oder in Berlin treffen, sie in die Praxis einladen oder ein Gespräch per Videochat führen. 2. Bürgersprechstunden nutzen: In ihren Wahlkreisen bieten Abgeordnete regelmäßig Bürgersprechstunden an. Termine finden sich manchmal auf der Website, wenn nicht, hilft eine Nachfrage per Telefon oder E-Mail. In der Regel ist ohnehin eine Anmeldung vorab nötig. 3. Weitere Termine: Abgeordnete sind immer wieder bei Terminen präsent, die auch den Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern vorsehen. Auch diese finden sich auf deren Website oder der Internetseite der jeweiligen Partei. 4. Social-Media-Kanäle: Die Facebook-Lives von Jens Spahn wurden in seiner Zeit als Gesundheitsminister regelmäßig von Therapeutinnen und Therapeuten gestürmt. Solche Gelegenheiten lassen sich gut nutzen, aber auch Direktnachrichten oder regelmäßige Kommentare unter den Posts können zum Erfolg führen. 5. Vitamin B: Wenn die Kontaktaufnahme über die offiziellen Kanäle z. B. E-Mail-Adresse in Berlin oder im Wahlkreis nicht gelingt, hilft vielleicht Vitamin B. Hör Dich doch einmal in Deinem Umfeld um. Oder Du wendest Dich an den Ortsverein der entsprechenden Partei. Außerdem interessant: Anleitung zum Einmischen II Anleitung zum Einmischen III