Viele Fragen und keine Antworten

Wer in den vergangenen Wochen und Monaten auf der Internetseite www.gkv-heilmittel.de den Fragen-Antworten-Katalog Physiotherapie (FAK) gesucht hat, der landet auf einer leeren Seite, die den Hinweis enthält, dass dieser Katalog sich in Abstimmung befindet. Und zwar seit dem 23. November 2022! Da reibt man sich erstaunt die Augen und stellt sich die Frage, warum es überhaupt einen Fragen-Antworten-Katalog Physiotherapie geben muss, wenn man den auch mal schnell monatelang vom Netz nehmen kann. Wäre es nicht sinnvoll gewesen, den bislang genutzten Katalog solange online zu lassen, bis es einen neuen gibt? Die aktuellen Absetzungen mancher Kassen sind vermutlich nicht nur auf den fehlenden FAK zurückzuführen, sondern dokumentieren erneut, dass sich manche Krankenkassen für eine Art kleiner Gesetzgeber halten. Das Absetzungs-Theater bei der Position MLD45 ist Euch vermutlich noch gut in Erinnerung: Da haben Krankenkassen die Zahlung von MLD45 Positionen abgelehnt, weil ihrer Ansicht nach dazu zwei Körperteile bzw. zwei Diagnosen auf der Heilmittel-VO hätten stehen müssen. Das entspricht weder der Heilmittel-Richtlinie noch den Vereinbarungen zwischen Ärzt:innen und GKV und wurde dann schnell zwischen KBV und GKV-Spitzenverband geklärt. Also reicht nach wie vor eine Diagnose aus, um MLD45 erbringen und abrechnen zu können. Damit aber noch nicht genug des Schauspiels: Absetzungen gibt es leider auch für Verordnungen, die von Ärztinnen und Ärzten im Rahmen der Blankoformularbedruckung auf rosa Papier ausgedruckt wurden und anschließend von ärztlicher Seite korrekt handschriftlich geändert wurden. In den Versorgungsverträgen hat sich im Rahmen des Schiedsverfahrens ein Passus in Anlage 3a etabliert, der solche handschriftlichen Änderungen verbietet. Blöd nur, dass Ärzt:innen die Anlage 3a weder kennen, noch berücksichtigen müssen. Denn sie haben eine Vereinbarung mit der GKV, die ausdrücklich handschriftliche Veränderungen auf Verordnungen auch im Rahmen der Blankoformularbedruckung erlaubt. Im Ergebnis wird Therapeutinnen und Therapeuten Geld abgezogen, weil Ärzt:innen sich vereinbarungsgemäß verhalten?! Jetzt hat die KKH eine neue Absetzungslawine losgetreten, indem Verordnungen abgesetzt werden, bei denen die Unterbrechungskürzel F, K oder T fehlen. Und das, obwohl in der Anlage 3a ausdrücklich dieser Fall geregelt ist: „Fehlen die Kürzel („F“, „K“ und „T“), führt dies innerhalb der Laufzeit der Verordnung gemäß § 7 Absatz 3a nicht zu einer Absetzung oder zu einer Korrekturanforderung.“ Als niedergelassene Heilmittelerbringer fragt man sich verzweifelt, warum man von der KKH Knüppel zwischen die Beine geworfen bekommt, wenn man deren Patient:innen behandelt. Habt Ihr noch mehr Beispiel für absurde Absetzungen? Dann gern her zu mir. Ich freue mich zwar nicht darüber, aber dokumentiere die schlechte Vertragspartnerschaft mancher Krankenkassen gern. Schreibt mir gerne: redaktion@up-aktuell.de Und ich würde mir wünschen, dass es endlich einen aktuellen FAK gibt, der solchen absurden Kürzungen einen Riegel vorschiebt! Und zu guter Letzt habe ich noch einen Hör-Tipp für Euch: In unserem aktuellen Podcast „Wenn die Stimme stimmt – Logopädie bei Transpersonen“ berichtet Logopädie-Praxisinhaberin Alina Janda davon, wie wichtig eine Stimmanpassung für Menschen ist, die eine Umwandlung von Frau zu Mann oder andersherum erleben. Die Logopädin begleitet seit mehreren Jahren Menschen auf der Suche nach ihrer wahren Stimme. Ein wirklich spannendes Thema. Herzliche Grüße Euer Ralf Buchner Außerdem interessant: Umsatzboost, rückläufige Behandlungen und die Suche nach Erklärungen auf der TheraPro Wenn Therapeuten zu Patienten werden