Dynamische Preisentwicklung entpuppt sich als Rechentrick

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kündigte eine dynamische Preisentwicklung an. Die Heilmittel-Schiedsstelle hat am 13. Dezember geliefert: 8,47 Prozent Preiserhöhung in der Physiotherapie. Das hört sich ja erst mal dynamisch an. Jetzt tröpfeln langsam die Erläuterungen der Verbände zum Schiedsspruch ein und siehe da, die Kostensteigerungen bis zum 31. Dezember 2022 betragen nach Berechnung der Schiedsstelle lediglich 2,58 Prozent. Das ist weder dynamisch noch realistisch. Das es dann doch zu einer, wie der IFK schreibt, „spürbaren Vergütungserhöhung“ kommt, hat damit zu tun, dass die Schiedsstelle kreativ geworden ist und quasi im Vorgriff auf die Kostenentwicklung in 2023 die Preise zusätzlich um 5,89 Prozent erhöht hat. Das ist auf jeden Fall mal besser als nichts, aber trotzdem ein schnöder Rechentrick, der nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass die Kostenentwicklung der Heilmittelpraxen und die Entwicklungen der Vergütung der GKV an einigen Stellen leider immer noch nicht so richtig zusammenpassen. Rechentrick nenne ich dieses Verfahren, weil es einmalig, nämlich im kommenden Jahr, etwas mehr Geld zur Linderung des Fachkräftemangels in die Kassen spült, danach aber wieder alles beim Alten bleibt. Und sollte sich herausstellen, dass die Prognose der Schiedsstelle zu hoch war, dann wird das bei den nächsten Preisverhandlungen auch wieder von zukünftigen Preiserhöhungen abgezogen. Die grundsätzliche Problematik einer angemessenen Bezahlung von Heilmittelerbringern durch die GKV wird nicht durch Tricksereien gelöst! Einen Überblick samt Erläuterungen zu weiteren Ergebnissen des Schiedsspruchs in der Physiotherapie findet Ihr in dem Artikel: „Physiotherapie: Schiedsspruch ändert mehr als die Preise“. Seit dem 1. Oktober 2022 können auch Ergotherapiepraxen endlich wieder Videotherapie anbieten. Ab dem 15. Februar 2023 sollen die Praxen dann über das Online-Antragsportal des GKV-Spitzenverbandes (https://antraege.gkv-spitzenverband.de) eine Pauschale beantragen können. Die Hard- und Softwarepauschale ist für die Jahre 2023, 2024 und 2025 vorgesehen und soll pro Jahr 1.000 Euro betragen. Voraussetzungen sind aber, dass die Praxen auch wirklich telemedizinische Leistungen erbringen, dafür einen Videoanbieter nutzen, der vom GKV-Spitzenverband zertifiziert wurde und die Anschaffung muss im jeweiligen Antragsjahr erfolgen. Diese Woche hat uns auch noch mal das Thema Absetzungen beschäftigt. Wir haben mit Julius Lehman von der KBV gesprochen und ihn noch einmal gefragt, ob die Absetzungen der AOK Nord-West in Bezug auf MLD-45 und MLD-60 gerechtfertigt seien. Seine klare Antwort: Nein! Wir Ihr vorgehen könnt, wenn Euch eine Absetzung erreicht, haben wir in einer Schritt-für-Schritt-Anleitung für Euch zusammengefasst. Denn so holt Ihr Euch nicht nur das Honorar für die erbrachten Leistungen, Ihr könnt der Kasse auch noch den entstandenen Verzugsschaden in Rechnung stellen. Und noch eine Erinnerung: Ab dem 1. Januar 2023 gilt die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU). Der „gelbe Schein“ hat dann ausgedient. Eure Mitarbeiter:innen müssen Euch dann nur noch Bescheid geben, dass sie krank sind und Ihr fordert dann bei der jeweiligen Krankenkasse die eAU an. Wie das genau geht, lest Ihr hier. Ich hoffe, Ihr habt nun auch alles erledigt und könnt entspannt und beschwingt die Weihnachtstage genießen. Das gesamte Redaktion-Team wünscht Euch fröhliche Weihnachten und eine besinnliche Zeit. Herzliche Grüße Euer Ralf Buchner Außerdem interessant: Rechnungskürzungen als Refinanzierungsinstrument? Lauterbachs Plan entpuppt sich als Vision