Ausfallgebühr ist eine Präventionsmaßnahme, keine Strafe

Ausfallgebühren sind unbeliebt, bei den Patienten und häufig auch bei den Mitarbeitern. Was spricht denn dagegen, wenn die Patientin einfach beim nächsten Mal für den ausgefallen Termin mitunterschreibt? Der Praxis entsteht so kein wirtschaftlicher Schaden. Die Krankenkasse wird davon nicht bankrottgehen. Und die arme Patientin konnte schließlich nichts dafür, dass sie kurzfristig krank geworden ist. Warum sich überhaupt mit einer Ausfallgebühr herumplagen? Erstens ist es Betrug, wenn Patient:innen für eine Leistung unterschreiben, die sie nicht erhalten haben, und Leistungserbringer diese abrechnen. Zweitens gefährdet ein solches Vorgehen den Therapieerfolg, denn es bestärkt Patient:innen darin, nicht regelmäßig zur Therapie zu kommen. Und drittens wertet ein solches Vorgehen die Therapie ab. Schließlich steht der Gedanke dahinter, dass es nicht so wichtig ist, ob die Behandlung nun wie geplant stattfindet oder nicht. Spätestens mit den Punkten zwei und drei solltet Ihr aus therapeutischer Sicht ein großes Problem haben. Denn schließlich habt Ihr Euch für diesen Beruf entschieden, weil Ihr mit Eurer Arbeit etwas bewirken wollt. Und das könnt Ihr nur, wenn die Patient:innen ebenfalls von der Bedeutung ihrer Behandlung überzeugt sind und zum Erfolg beitragen. Ausfallgebühr als Mittel zur Prävention Oftmals herrscht im Team eine falsche Vorstellung über die Ausfallgebühr. Sie ist keine Strafe, sondern in erster Linie eine Mittel, um die Patientenversorgung zu verbessern. Das primäre Ziel der Ausfallgebühr ist nicht, Einnahmen für die Praxis zu generieren. Viel wichtiger ist die präventive Wirkung. Im Idealfall sagen Patient:innen Termine gar nicht erst ab, weil die Ausfallgebühr dazu beiträgt, dass sie den Wert ihrer Behandlung erkennen. Wenn sie zu einem Termin nicht kommen können, sagen sie zumindest so rechtzeitig ab, dass jemand von der Warteliste nachrücken und diesen Termin nutzen kann. Und erst, wenn auch das nicht mehr möglich ist und eine Lücke im Terminkalender entsteht, dient die Ausfallgebühr dazu, wenigstens den wirtschaftlichen Schaden aufzufangen, der der Praxis sonst entstehen würde. Voraussetzung: Das passende Mindset im Team Um die Ausfallgebühr in der Praxis nun aber erfolgreich nutzen zu können, muss das gesamte Team dahinterstehen. Das passende Mindset dafür schafft Ihr, indem Ihr die folgenden Punkte gemeinsam besprecht, um Euch die Bedeutung der Ausfallgebühr klarzumachen. Die Ausfallgebühr … verdeutlicht den Wert der Behandlung für Patientinnen und Patienten. Dadurch, dass die GKV die Kosten der Therapie übernimmt, haben Patient:innen oft den Eindruck, die Behandlung sei kostenlos. Die Ausfallgebühr führt ihnen den finanziellen Wert der Behandlung vor Augen. … minimiert ungenutzte Therapieeinheiten. Die Ausfallgebühr ist wichtig, um Terminausfälle zu vermeiden. Denn diese schaden der Praxis wirtschaftlich, führen zu noch längeren Wartezeiten für andere Patient:innen und verhindern, dass Behandlungen erfolgreich abgeschlossen werden können. … ist der Gegenwert für den Terminservice der Praxis. Ihr seid eine Terminpraxis, vergebt Termine nicht mehrfach, sondern nur einmal. Dadurch entstehen den Patient:innen keine Wartezeiten. Die Voraussetzung, um diesen Service anbieten zu können, ist die Ausfallgebühr. … zu fordern ist legitim und gerechtfertigt. In anderen Lebensbereichen ist es überhaupt keine Frage, dass man für eine Leistung zahlen muss, wenn man sie bucht und dann nicht rechtzeitig storniert. Denkt nur an Flüge, Hotelzimmer oder den Klavierunterricht der Kinder. Die gesetzliche Grundlage ist § 615 BGB. Mehr dazu findet Ihr hier: www.praxisfragen.de/s/artikel/Ausfallgebuehr-vom-Patienten-einfordern So geht es weiter: Ausfallgebühr konsequent umsetzen Alle haben den Sinn der Ausfallgebühr erkannt und stehen dahinter? Dann schaut Euch auf der folgenden Seite die drei goldenen Regeln an, die Euch dabei unterstützen, die Ausfallgebühr konsequent durchzusetzen. Diese Artikel gehören zum Themenschwerpunkt "Weniger Ausfälle": Am Anfang steht die Zahl - So erkennt Ihr, ob Absagen und Ausfälle bei Euch ein Problem sind Ausfälle vermeiden ist Teamarbeit - So lernt Ihr mit- und voneinander Ausfallgebühr ist eine Präventionsmaßnahme, keine Strafe - So schafft Ihr das passende Mindset im Team, um sie effektiv zu nutzen Die drei goldenen Regeln bei der Ausfallgebühr - So setzt Ihr sie ohne Wenn und Aber durch Videotherapie statt Terminausfall - Mit telemedizinischen Behandlungen kurzfristige Absagen verhindern Vorgaben zur Videotherapie - Eine kurze Übersicht