Schritt 3: Investitionen richtig planen

Kein Wachstum ohne das nötige Kleingeld. Wer mit seiner Praxis wachsen möchte, muss sich auch mit der Frage der Finanzierung befassen. Worauf es dabei ankommt, weiß Björn Schwarz, Experte für Praxismanagement bei buchner, IHK-Prüfer und Dozent. Er gibt Tipps, wie Du Investitionen richtig angehst. Mit Businessplan Risiko minimieren Der Businessplan ist das wohl wichtigste Planungsinstrument. „Im Businessplan stellst Du strukturiert Deine Geschäftsidee dar und beschreibst, wie Du sie in die Realität umsetzen möchtest – inklusive eines Investitionsplans und einer Rentabilitätsvorschau“, erklärt Björn Schwarz. „Er hilft Dir, Deine Geschäftsidee kalkulierbar zu machen.“ Viele sehen den Businessplan als lästiges Übel. Dabei übernimmt er viele wichtige Funktionen: Der Businessplan ist für Dich das wichtigste Instrument, um einen Kredit zu erhalten. Je überzeugender Du darstellst, warum Dein Vorhaben erfolgreich sein wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Dir die Bank einen Kredit gewährt. Um den Plan zu erstellen, musst Du Dich detailliert mit betriebswirtschaftlichen Themen auseinandersetzen. Von dem Wissen, das Du Dir dabei aneignest, profitierst Du im weiteren Verlauf enorm. Auch mit Deiner Businessidee musst Du Dich intensiv auseinandersetzen, sie kritisch hinterfragen. Dadurch prüfst Du automatisch, ob die Geschäftsidee am Markt bestehen kann. Im Businessplan zeigst Du ganz genau Deine Ziele auf und legst dar, durch welche Maßnahmen Du diese erreichst. Er ist quasi das Unternehmenskonzept, das Dir bei der Planung und Umsetzung hilft. Bei der Verwirklichung Deiner Idee hilft der Businessplan, die Entwicklung im Blick zu behalten. Du kannst regelmäßig einen Soll-/Ist-Vergleich machen und so Abweichungen frühzeitig erkennen, analysieren und bei Bedarf gegensteuern. Investitionsplan – Wohin fließt das Geld? „Bevor Du für Dein Praxiswachstum Geld ausgibst, ist es wichtig, zu überprüfen, ob sich die Investition auch wirklich lohnt“, so Schwarz. „Je höher die Investitionssumme, desto umfangreicher sollte der Investitionsplan ausfallen.“ Dieser ist ein wichtiger Teil der Rentabilitätsvorschau. Sie sollte ebenfalls in keinem Businessplan fehlen und wird von Kreditgebern immer erwartet. Typische Inhalte eines Investitionsplans: Grundstücks- und Gebäudekosten (inkl. Nebenkosten) (Um-)Baumaßnahmen Betriebs- und Geschäftsausstattung Therapiematerial/Geräte Praxisausstattung (Möbel, Telefonanlagen, Computerhardware usw.) Laufende Kosten (Kosten für eigenen Lebensunterhalt, Mietaufwendungen, Personalkosten, Versicherungen, Nebenkosten, …) Indem Du alle Investitionen zusammenrechnest, kannst Du aus dem Ergebnis ableiten, wie viel Kapital Du benötigst, um die Pläne umzusetzen. Rentabilitätsvorschau – Lohnt sich das Vorhaben? Mit der Rentabilitätsvorschau ermittelst Du dann die Erfolgschancen für Dein Vorhaben. Sie gibt Antworten auf die Frage: Rechnen sich die Investitionen? „Die Rentabilitätsvorschau baut auf dem Investitionsplan auf“, so der Experte für Praxismanagement. „Dafür stellst Du die prognostizierten Umsätze den zu erwartenden Kosten gegenüber.“ Insbesondere Kreditgeber verlangen einen Rentabilitätsplan, um zu sehen, ob die zu erwartenden Gewinne für Deinen Lebensunterhalt und das Bedienen der Zinsen und Tilgungsraten ausreichen. In der Regel deckt er drei Jahre ab. Grobes Schema der Rentabilitätsvorschau Betriebsergebnis (vor Steuern und Zinsen) = Erwartete Umsatzerlöse minus Aufwendungen (Personalkosten, Miete, Nebenkosten, Internet, Zinsen, Kreditraten,...) Jahresüberschuss/-defizit = Betriebsergebnis (vor Steuern und Zinsen) minus Zinsen minus Einkommenssteuer Tipp: Auf der Website des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie findest du eine Vorlage zum Ausfüllen, ausgelegt auf drei Jahre. Professionelle Unterstützung suchen Beim Thema Finanzen solltest Du nichts dem Zufall überlassen. Sowohl Steuerberater:innen als auch Unternehmensberater:innen unterstützen Dich bei allen kalkulatorischen Schritten. Wenn Du auf der Suche nach Expert:innen bist, achte darauf, dass diejenigen Erfahrungen im Bereich der Expansion haben – idealerweise auch im Heilmittelbereich. Tipps für das Gespräch mit der Bank Steht der Businessplan, geht es an die konkrete Finanzierung Deines Vorhabens. Dafür kommen insbesondere Kredite infrage. Ob tatsächlich Geld fließt, hängt maßgeblich von der Aussagekraft Deines Businessplans und der persönlichen Präsentation Deiner Geschäftsidee während des Bankgesprächs ab. Bereite das Gespräch daher gut vor. So geht's: Stelle Dein Vorhaben in einer kurzen (max. 10 Min.), aussagekräftigen Präsentation vor. Dabei gehst Du auf die zentralen Punkte der Gründung bzw. des Investitionsvorhabens ein. Nenne hier konkrete Zahlen – zu der Höhe des benötigten Kredits, aber auch zu den geplanten Umsätzen und Kosten. Überlege vorab, was Dein Alleinstellungsmerkmal ist, warum die Patient:innen/Mitarbeiter:innen gerade zu Dir kommen werden. Auch Antworten auf die Frage, was Du an Fähigkeiten und Qualifikationen mitbringst, solltest Du parat haben – und zwar nicht nur beruflich-fachlich, sondern auch kaufmännisch. Kreditgeber sehen es zudem gerne, wenn Du Branchenkenntnisse vorweisen kannst. Detaillierte Zahlen über die Umsatzentwicklung im Heilmittelbereich findest Du u. a. über das Heilmittelinformationssystem des GKV-Spitzenverbandes. Gleiches gilt für Wissen zu den Themen Konkurrenz, Gesamtmarkt und Zukunftsaussichten. Nimm eine aktuelle Schufa-Auskunft mit in das Gespräch, um Deine Kreditwürdigkeit zu belegen. Auch Sicherheiten sind für Bankberater:innen ein wichtiges Thema. Entsprechende Belege, wie ein Nachweis über Eigenkapital oder eine Bürgschaft, solltest Du im Bankgespräch vorlegen können. Ganz wichtig: Denk daran, dass Du kein Bittsteller bist, sondern einen Partner suchst, der Dich beim Praxiswachstum unterstützt. Grober Aufbau eines Businessplans Zusammenfassung: Hier schilderst Du zu Beginn kurz und präzise alle wichtigen Aspekte zu Deinem Vorhaben, inklusive der prägnantesten Planzahlen (Umsatz und Gewinn in den ersten Jahren, Eigenkapital, benötigtes Fremdkapital). Textteil: In diesem Teil geht es um die Details zur Geschäftsidee und der Umsetzung. Definiere die Zielgruppen und stelle den Nutzen für Deine Patient:innen heraus. Hier gehst Du auch auf Deine Alleinstellungsmerkmale ein und begründest, warum Du die Idee besonders gut umsetzen wirst (inklusive Fähigkeiten) und wie Du das angehst. Gehe auch auf mögliche Risiken ein und zeige auf, wie Du diese minimierst. Zahlenteil: Er ist das Herzstück des Businessplans. Hier machst Du detaillierte Angaben zu Ertragsquellen und Umsätzen, zu betrieblichen und privaten Kosten, zu Investitionen, zum Kapitalbedarf, zur Finanzierung sowie zur Rentabilität und Liquidität des Unternehmens. Anhang: Hier darf ein tabellarischer Lebenslauf, aus dem Deine Erfahrungen und Fähigkeiten hervorgehen, nicht fehlen. Eine Vorlage für Deinen Businessplan und weitere Tipps dazu findest Du auf der gemeinsamen Gründerplattform des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und der KfW: www.gruenderplattform.de/businessplan Fördermöglichkeiten kennen Neben klassischen Bankkrediten gibt es verschiedene Förderprogramme des Bundes, der Länder und der Europäischen Union. Eine gute Übersicht bietet die Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Diese Artikel gehören zum Themenschwerpunkt 8.2023 „Wir planen für eine Übernahme ungefähr sechs Monate, vom Entschluss bis zum Start.“ Schritt 1: Vom Praxisinhaber zum Unternehmer Schritt 2: Wachstum braucht einen Plan Schritt 3: Investitionen richtig planen Schritt 4: Das Team in die Planung einbeziehen Schritt 5: Operative Ziele festlegen