How to … ausführlicher Bericht

Die überwiegende Mehrheit der Therapieberichte sind kurze Verordnungsberichte, es gibt aber auch gute Gründe, einen ausführlichen Bericht anzufertigen. In der Logopädie und Physiotherapie sind diese in den Versorgungsverträgen ausdrücklich vorgesehen. Aber auch Ergotherapeut:innen und Podolog:innen können diese anfertigen – müssen sich dann nur vorab mit der Krankenkasse über die Vergütung einigen. Hier erfahrt Ihr, wie Ihr solche Langberichte aufbaut und was hineingehört. Fordern Ärzt:innen und Ärzte einen ausführlichen Therapiebericht an, belasten sie mit den entstehenden Kosten ihr Heilmittelbudget. Ihr müsst also den Ärztinnen und Ärzten gute Gründe liefern, die dafürsprechen, einen solchen Bericht anzufordern. Das könnte beispielsweise der Antrag auf einen langfristigen Heilmittelbedarf sein. Denn hierbei kann ein ausführlicher Therapiebericht sehr weiterhelfen. Wird der Bedarf genehmigt, verordnet die Ärztin oder der Arzt in Zukunft extrabudgetär. Dieser Patient wird das ärztliche Heilmittelbudget also nicht länger belasten. Da lohnt sich die Investition in den Therapiebericht auf jeden Fall. Tipp: Mehr zur Beantragung eines LHB findet Ihr auf www.up-aktuell.de/lhb. Eine Patienteninformation des G-BA zum langfristigen Heilmittelbedarf findet Ihr hier: https://tinyurl.com/gba-lhb Natürlich gibt ein ausführlicher Bericht den Ärzt:innen auch ganz andere Einblicke in die Therapie als ein kurzer Verordnungsbericht. Das spricht ebenfalls dafür, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen. Und nicht zuletzt ermöglicht ein detaillierter Bericht es, die medizinische Versorgung der Patient:innen auch interdisziplinär zu optimieren. Logopädie: Unbedingt Vorlage verwenden Für die Logopädie gibt es eine detaillierte Vorlage für den ausführlichen Bericht (Anhang C zur Anlage 1 des Versorgungsvertrags). Hier füllt Ihr einfach die entsprechenden Felder aus. In der Word Vorlage gibt es keine Begrenzung der Länge, Ihr könnt also so viel schreiben, wie Ihr möchtet. Allerdings gilt auch hier: So kurz wie möglich, so lang wie nötig. Denn der Bericht wird zwar gut vergütet, aber auch nicht so gut, dass nun Stunden an Arbeitszeit hineinfließen können. Und der Adressat wird sich auch freuen, keine seitenlangen Abhandlungen, sondern einen Bericht mit den wesentlichen Punkten zu erhalten. Übrigens können nicht nur Ärzt:innen, sondern auch der MDK den Bericht über Anhang B bei Euch anfordern. Ergotherapie und Podologie: Ausführlicher Bericht als Selbstzahlerleistung oder Sondervereinbarung Möchten Patient:innen einen ausführlichen Bericht, z. B. wegen der Beantragung eines Pflegegrads beim MDK, ist das derzeit keine Leistung im Rahmen der GKV Versorgung Ergotherapie bzw. Podologie. Ihr dürft den Aufwand für das Erstellen dieses Berichts privat in Rechnung stellen, wenn Ihr die Patient:innen im Voraus über diese Kosten informiert. Es ist aber auch den Versuch wert, bei der jeweiligen Krankenkasse eine Anfrage auf eine Sondervereinbarung zu stellen, sodass diese die Kosten für den ausführlichen Bericht übernimmt. Das Rad nicht neu erfinden Da es für die Berufsgruppen Ergo-, Physiotherapie und Podologie keine konkreten Vorgaben für den ausführlichen Bericht gibt, könnt Ihr Euch von der Vorlage der Logopäd:innen inspirieren lassen und die Teile übernehmen, die Euch überzeugen. Ihr könnt Euch auch an der Begutachtungsanleitung des MDK orientieren. Erstellt dann eine eigene Vorlage für Eure Praxis, die in Zukunft alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Langberichte nutzen können. Struktur und Inhalt eines ausführlichen Berichts Zum Antrag auf einen langfristigen Heilmittelbedarf (LHB) steht in der Heilmittel- Richtlinie § 8 Absatz 5, dass bei der Entscheidung „der Therapiebedarf, die Therapiefähigkeit, die Therapieziele und die Therapieprognose der oder des Versicherten in Verbindung mit dem verordneten Heilmittel zu berücksichtigen“ sind. Aus diesen Anforderungen lässt sich eine gute Struktur für einen ausführlichen Therapiebericht ableiten. Die könnt Ihr dann mit folgenden Inhalten füllen. Therapiebedarf Die Heilmittel-Richtlinie gibt vor, wie sich der Therapiebedarf erkennen und beschreiben lässt. Sie nennt sieben Indikations-Korridore für eine Heilmitteltherapie: §3 Absatz 2 HeilM-RL: „Heilmittel können zu Lasten der Krankenkassen nur verordnet werden, wenn sie notwendig sind, um eine Krankheit zu heilen, ihre Verschlimmerung zu verhüten oder Krankheitsbeschwerden zu lindern, eine Schwächung der Gesundheit, die in absehbarer Zeit voraussichtlich zu einer Krankheit führen würde, zu beseitigen, einer Gefährdung der gesundheitlichen Entwicklung eines Kindes entgegenzuwirken, oder Pflegebedürftigkeit zu vermeiden oder zu mindern.“ Im Therapiebericht beschreibt Ihr den Therapiebedarf der Patient:innen, indem Ihr die ärztliche Diagnose, einen der sieben Indikationskorridore der HeilM-RL sowie die Problematik der Patient:innen im Alltag aufführt. Beispiele: Ergo: „Therapiebedarf besteht, da die Patientin ihren Beruf als Schneiderin derzeit nicht aktiv ausüben kann. Ihre Feinmotorik der dominanten Hand ist stark eingeschränkt.“ Logo: „Die Patientin spricht wenig und in einfachen Sätzen. Der Spracherwerb erscheint insgesamt verzögert.“ Physio: „Therapiebedarf besteht, um die Pflegebedürftigkeit des Patienten zu vermindern und zu vermeiden. Nach seinem Sturz benötigt Herr Mayer derzeit eine Kurzzeitpflegekraft, um sich morgens zu waschen und anzuziehen. Da der Patient derzeit nicht selbstständig kochen kann, wird ihm das Mittagessen und Abendbrot gebracht und mundgerecht zubereitet.“ Podo: „Der Therapiebedarf besteht, da der Patient aufgrund seiner langjährigen Diabetes-Erkrankung ausgeprägte Gefühlsmissempfindungen in beiden unteren Extremitäten hat. Die regelmäßige Kontrolle sowie die fachgerechte Hornhautabtragung und Nagelpflege ist wichtig für den Erhalt der Hautstrukturen." Therapiefähigkeit Hier geht es darum, Hinweise zur körperlichen, geistigen und seelischen Verfassung der Patient:innen im Hinblick darauf zu geben, wie man diese Ressourcen der Patient:innen zur Unterstützung der weiteren Therapie nutzen kann. Geht hier auch unbedingt auf die Motivation und Belastbarkeit der Patient:innen ein. Außerdem ist es hilfreich, zu erwähnen, welche Unterstützung durch Umwelt und Ressourcen der Patient:innen vorhanden sind. Beispiele: „Der Patient arbeitet sehr motiviert mit.“ „Eigenübungen führt die Patientin sehr gewissenhaft durch.“ „Zuhause erhält der Patient aktuell Unterstützung durch seine Lebensgefährtin.“ „Der Patient hat sehr gut verstanden, dass ein bestmöglicher Therapieerfolg nur mit seiner aktiven Mithilfe möglich ist. Er ist sehr belastbar und auch unter Anstrengung stets motiviert.“ „Die Patientin erscheint zu jeder Behandlung sehr pünktlich und arbeitet effektiv am Erreichen des Therapieziels mit.“ „Die Patientin ist sehr interessiert an den Behandlungsmethoden und informiert sich selbstständig über ihre Krankheit und mögliche Therapieverfahren.“ Therapieziel Bei den Therapiezielen geht es primär darum, einen bestimmten definierten Zustand wiederherzustellen oder eine Verschlimmerung zu vermeiden. Therapieziele können für Behandlungseinheiten, Verordnung oder einen Therapieverlauf gelten. Sie orientieren sich immer an der Lebenswirklichkeit der Patient:innen. Therapieziele sind SMART: Spezifisch Messbar – Attraktiv – Realistisch - Terminiert Beispiele: „Folgende Therapieziele wurden zu Beginn/im Laufe der Behandlung formuliert:“ Ergo: So nicht: „Verbesserung der koordinativen Fähigkeiten“ Besser: „Die Patientin ist in sechs Wochen wieder in der Lage, sich eigenständig an- und auszuziehen.“ Logo: So nicht: „Anbahnung sprachlicher Äußerungen“ Besser: „Der Patient ist in den nächsten fünf Wochen wieder in der Lage, erste Worte korrekt zu artikulieren.“ Physio: So nicht: „Verbesserung der pulmonalen Leistungsfähigkeit“ Besser: „Der Patient ist in zwei Wochen wieder in der Lage, seine Einkäufe im 300 Meter entfernten Supermarkt selbstständig zu erledigen.“ Podo: So nicht: „Förderung der Wundheilung durch Druckentlastung“ Besser: „Die Patientin kann in drei Monaten vom Verbandsschuh zur orthopädischen Schuhversorgung wechseln und ihren Alltag ohne die Einschränkungen der Gehstützen bestreiten.“ Therapieprognose Die Therapieprognose ist eine medizinisch begründete Wahrscheinlichkeitsaussage über die Erreichbarkeit der genannten Therapieziele. Hier zeigt Ihr auf, welche positiven Auswirkungen durch Heilmitteltherapie innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens zu erwarten sind. Wichtig: Eine Prognose ist keine Garantie. Es gibt also keinen Grund, vor einer Prognose zurückzuschrecken. Wenn es keine konkrete Therapieprognose gibt, wird das außerdem vermutlich dazu führen, dass die Krankenkasse zum Beispiel den Antrag auf langfristigen Heilmittelbedarf ablehnt. Eine Prognose muss keinen Fortschritt beinhalten. Es kann auch darum gehen, den Status quo zu halten und so Lebensqualität zu erhalten oder eine Pflegebedürftigkeit zu vermeiden. Beispiele: „Wenn die Therapie fortgesetzt wird, wird der Patient innerhalb von sechs Wochen sein Badezimmer im ersten Stock wieder über die Treppe erreichen können.“ „Bei Fortsetzung der Therapie ist absehbar, dass die Patientin weiterhin eigenständig den Toilettenstuhl nutzen kann.“ Beispiel für einen ausführlichen ergotherapeutischen Bericht Diese Artikel gehören zum Themenschwerpunkt 9.2023 Acht Gründe, warum Therapieberichte eine tolle Sache sind – für Ärzte, Patienten, Praxis und Mitarbeiter Heilmittel-Richtlinie und Versorgungsverträge geben den Rahmen für Therapieberichte vor Praxiseigene Standards festlegen Die fünf goldenen Regeln für einen gelungenen Therapiebericht How to … Verordnungsbericht: So verfasst Du Therapieberichte effektiv und effizient mit der Drei-Satz-Technik How to … ausführlicher Bericht: So überzeugst Du von und mit Langberichten