Von der Bank ans Gerät: Sechs gute Gründe für mehr Trainingstherapie

Viele Patientinnen und Patienten kommen immer noch mit der Einstellung zur Physiotherapie, dass sie hier nun geheilt werden. Das problematische Wort in diesem Satz ist „werden“. Denn selbst die beste Therapeutin der Welt kann nichts bewirken, wenn der Patient nicht seinen Teil dazu beiträgt. Doch wie lässt sich die nötige Eigenverantwortung erreichen? Ganz einfach, über den Zwischenschritt der Trainingstherapie.KG-Gerät ist bei manchen Ärzt:innen, Patient:innen und sogar Therapeut:innen wenig beliebt. Völlig zu Unrecht, wie die folgenden Argumente für Trainingstherapie eindeutig zeigen: 1. Mehr Eigenverantwortung: Die Patientinnen und Patienten übernehmen in der Trainingstherapie mehr Verantwortung für ihre Behandlung. In den meisten Fällen ist es so, dass sie auch nach Abschluss der Therapie weiter aktiv bleiben müssen, damit beispielsweise Rückenbeschwerden nicht gleich wieder zurückkehren. KG-Gerät ist der Zwischenschritt von der Krankengymnastik im 1:1 mit einem Therapeuten hin zum eigenständigen Training ohne Verordnung. 2. Mehr Behandlungszeit durch KG-Gerät: Auch wenn bei KG-Gerät bis zu drei Patient:innen parallel behandelt werden, gibt es doch für jede und jeden eine individuelle Betreuung. Dazu kommt deutlich mehr Behandlungszeit. Denn während für Krankengymnastik vertraglich nur eine Therapiezeit von 15 bis 25 Minuten für GKV-Patient:innen vorgesehen ist, sind es bei der Trainingstherapie 60 Minuten. Die individuelle medizinische Trainingstherapie erlaubt also eine Therapiezeit, die bis zu viermal so lang ist, wie einfache Krankengymnastik. Tipp: Falls sich Ärzt:innen damit schwertun, KG-Gerät zu verordnen, ist der Verweis auf die Behandlungszeit ein gutes Argument. Schließlich erhalten die Patient:innen auf diesem Weg die drei- bis vierfache Therapiezeit. Auf den Minutenpreis gerechnet, ist dieses Vorgehen also auch für das Budget des Arztes durchaus sinnvoll. Weist auch zusätzlich darauf hin, dass Ihr KG-Gerät als Übergang zum eigenständigen Training der Patient:innen nutzt. In Zukunft werden diese also gar keine Verordnung mehr benötigen und das Budget der Ärzt:innen somit entlasten. 3. Motivation in der Gruppe: KG-Gerät in einer Kleingruppe wirkt motivierend auf die Patientinnen und Patienten. Sie sehen beispielsweise die Erfolge, die andere bereits erreicht haben und werden dadurch motiviert. Und wenn sie mit anderen Personen trainieren, die noch nicht so weit sind, wie sie selbst, wird ihnen dadurch vor Augen geführt, was sie bisher schon alles erreicht haben. 4. Warteliste abbauen: Kommen Patient:innen immer und immer wieder mit einer neuen Verordnung in die Praxis, ihre Beschwerden bessern sich aber kaum oder gar nicht, ist es Zeit, die Behandlung abzubrechen. Schließlich ist die Warteliste voll mit Menschen, die ebenfalls dringend eine Behandlung benötigen und davon deutlich stärker profitieren würden. Nun soll aber natürlich keine Patientin allein gelassen und vor die Tür gesetzt werden. Auch hier ist die Trainingstherapie der perfekte Übergang hin zum komplett eigenständigen Training. Diese kann die Patientin dann beliebig lang fortsetzen, um ihren Beschwerden dauerhaft entgegenzuwirken. Gleichzeitig bindet sie keine knappen Ressourcen, indem sie eine therapeutische Behandlung erhält, die sie eigentlich gar nicht braucht. 5. Mitarbeiterzufriedenheit: Wieder und wieder den gleichen Patienten zu behandeln, immer wieder mit den gleichen Verordnungen, kann schnell langweilig werden. Der Übergang von Einzeltherapie zu KG-Gerät kann also auch für die Mitarbeiterzufriedenheit wichtig sein. Und wenn die Patient:innen anschließend ins eigenverantwortliche Training übergehen können, ist das ein Erfolgserlebnis im Arbeitsalltag des Teams. Und schließlich warten schon neue Patient:innen mit neuen Herausforderungen, die für Spannung sorgen. 6. Wirtschaftlich vorteilhaft für die Praxis: Betrachtet man die Minutenpreise lohnt sich KG-Gerät auch wirtschaftlich für die Praxis. Voraussetzung: Es werden mindestens zwei Patienten parallel behandelt. Um auf der sicheren Seite zu sein, solltet Ihr immer drei Patient:innen für eine Einheit KG-Gerät einplanen. Dann habt Ihr einen Puffer, falls ein Patient absagt. Während einer Trainingseinheit nur eine Patientin mit KG-Gerät zu behandeln, ist nämlich nicht wirtschaftlich. So gelingt der Übergang von KG zu KG-Gerät Es gibt viele gute Gründe, die für KG-Gerät sprechen. Diese solltet Ihr Euren Patient:innen auf jeden Fall vermitteln, damit sie sich nicht „abgeschoben“ fühlen. Denn noch immer ist bei einigen Patientinnen und Patienten der Glaube verbreitet, dass der Therapeut da ist, um sie zu heilen. Am besten legt er dazu die Hände auf und wenn das nicht möglich ist, sollte doch wenigstens die Therapie 1:1 stattfinden. Plant also ein, dass Ihr ein wenig – oder ein wenig mehr – Überzeugungsarbeit leisten müsst und nutzt dazu die oben aufgeführten Argumente. Von Anfang an passende Erwartungen schaffen Wenn Ihr bereits zu Beginn der Behandlung den Übergang zu KG-Gerät und später das eigenständige Training als Ziel formuliert, ist das die beste Grundlage. Zum einen wissen die Patientinnen und Patienten so direkt, wo die Reise hingeht. Zum anderen werden sie den Übergang an die Geräte als Fortschritt in Richtung ihrer Behandlungsziele begreifen und entsprechend positiv reagieren. Beispiel: In drei Verordnungen von der KG zur Selbstzahlerleistung Kommt ein Patient mit Rückenschmerzen zu Euch, erklärt Ihr ihm bereits während der ersten Verordnung, wie die Behandlung weiter aussehen wird: Am Anfang stehen Befund, Anamnese und die Erstellung des Behandlungsplans. Dieser sieht vor, dass Ihr zunächst die verordneten sechs Behandlungen Krankengymnastik als Einzeltherapie macht. Bei der zweiten Verordnung geht Ihr langsam zu KG-Gerät über, indem Ihr zunächst vier Mal KG, die letzten beiden Behandlungen KG-Gerät macht. Die dritte Verordnung wird dann ausschließlich KG-Gerät beinhalten. Im Vergleich zur ersten VO entspricht das einer Behandlungszeit von sechs statt 1,5 Stunden. Ist die dritte Verordnung abgeschlossen und der Patient so weit, könnt Ihr ihn ins eigenständige Training entlassen. Im Idealfall nutzt er künftig die Trainingsfläche in der Praxis als Selbstzahlerleistung. KG-Gerät: Die Zahlen Um die wirtschaftlichen Vorteile von KG-Gerät darzustellen, vergleichen wir die Minutenpreise der einzelnen physiotherapeutischen Leistungen: Die Tabelle zeigt, mit KG-Gerät (3 Personen) lässt sich der beste Minutenpreis erzielen. Selbst KG-Gerät mit nur zwei Patient:innen lohnt sich wirtschaftlich, wenn in Eurer Praxis die Behandlungszeit von KG als Einzeltherapie 16 Minuten oder mehr beträgt.