Telematikinfrastruktur: Finanzierung, E-Rezept, ePA, TIM – Das erwartet Euch 2024

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens läuft. Nicht so schnell, wie geplant, aber dennoch werden Stück für Stück immer mehr Anwendungen der Telematikinfrastruktur (TI) eingeführt. Auch wenn sich die Heilmittelbranche noch entspannt zurücklehnen kann, möchten wir die Entwicklung doch im Blick behalten. Denn die verpflichtende Einführung des E-Rezepts beispielsweise erlaubt uns einen kleinen Ausblick darauf, wie es in wenigen Jahren mit der elektronischen Heilmittelverordnung (eHeilM-VO) laufen könnte. So geht es 2024 in Sachen TI weiter: Finanzierungsregeln endgültig festschreiben Physiotherapie-Praxen können sich bereits heute freiwillig an die TI anbinden und die Erstattung für die daraus entstehenden Kosten erhalten. 2024 wird dies auch für die übrigen Heilmittelerbringer:innen der Fall sein. Das Fünfte Sozialgesetzbuch (SGB V) sieht in § 380 vor, dass der GKV-Spitzenverband und die maßgeblichen Verbände bis zum 1. Januar 2024 das Nähere zur Abrechnung der Erstattungen vereinbaren. Ab dem 1. Juli 2024 können sie dann die vereinbarten Erstattungen von den Krankenkassen erhalten. Mehr zur TI-Finanzierung könnt Ihr hier nachlesen: www.up-aktuell.de/tif Verschreibungspflichtige Medikamente nur noch per E-Rezept Ab dem 1. Januar 2024 sollen Ärztinnen und Ärzte verschreibungspflichtige Medikamente nur noch per elektronischem Rezept (E-Rezept) verordnen dürfen. Als Heilmittelerbringer:innen habt Ihr mit dem E-Rezept direkt zwar nichts zu tun, im Hinblick auf die eHeilM-VO, die 2027 kommen soll, lohnt es sich aber dennoch, sich schon einmal anzuschauen, wie das E-Rezept funktioniert. Drei Wege, um das E-Rezept einzulösen Für Patientinnen und Patienten gibt es drei Wege, um das E-Rezept in der Apotheke einzulösen. Der Papierausdruck ähnelt dem bisherigen Verfahren am meisten. Die Arztpraxis druckt dazu einen Rezeptcode auf Papier aus, den die Patient:innen in die Apotheke mitnehmen. Der abgedruckte Code wird dort gescannt und das entsprechende Medikament ausgegeben. Auch die Bestellung bei einer Internetapotheke ist mit diesem Rezeptcode möglich. Wie der Ausdruck aussehen wird, zeigt die Abbildung: Medikamente per Gesundheitskarte erhalten Ein papierloser Weg zum Medikament führt über die elektronische Gesundheitskarte (eGK). Diese steckt der Patient einfach in das Kartenlesegerät der Apotheke. Dann kann die Apothekerin das E-Rezept über die TI einfach im E-Rezepte-Fachdienst abrufen. Dort wurde es von der verordnenden Arztpraxis gespeichert. Für diesen Vorgang ist nicht einmal eine PIN für die Gesundheitskarte nötig. Der Vorteil dieser Methode: Patientinnen und Patienten müssen bei einer Folgeverordnung nicht extra in die Arztpraxis, um dort eine Papierverordnung abzuholen. Das Rezept wird einfach digital erstellt und in der Apotheke abgerufen. App „Das E-Rezept“ Der dritte Weg, um das E-Rezept zu nutzen, ist eine App der gematik. Dazu laden sich Versicherte die App das Smartphone und melden sich mit der eGK und PIN oder über die ePA-App ihrer Krankenkasse an. Die vom Arzt ausgestellten E-Rezepte lassen sich dann direkt in der App abrufen. Der besondere Vorteil der App: Es gibt eine Familienfunktion, das heißt, es kann eine unbegrenzte Anzahl von Profilen in die App geladen werden, sodass beispielsweise Eltern die Rezepte der Kinder oder pflegende Angehörige die Verordnungen von Familienmitgliedern verwalten können. Digitale Identität statt eGK und PIN Ab 1. Januar 2024 sind die Krankenkassen dazu verpflichtet, ihren Versicherten eine digitale Identität in Form einer GesundheitsID zur Verfügung zu stellen – wenn die Versicherten das wünschen. Die Nutzung ist freiwillig. Mit der GesundheitsID ist es dann möglich, Online-Gesundheitsanwendungen einfacher zu nutzen. Man loggt sich beispielsweise damit in die Apps zur elektronischen Patientenakte oder dem E-Rezept ein. Die erste Zulassung für eine GesundheitsID hat die gematik übrigens im September 2023 der BARMER erteilt. Für Versicherte ist die GesundheitsID eine Alternative zur elektronischen Gesundheitskarte. In Zukunft ist geplant diese digitalen Identitäten auch für Leistungserbringer:innen bereitzustellen. Diese können dann die derzeitigen Authentifizierungswege über den elektronischen Heilberufsausweis und die SMCB- Karte für die Praxis ersetzen. Für Euch heißt das konkret: Wenn die TI-Anbindung für Therapiepraxen ein Thema wird, ist der elektronische Heilberufsausweis vielleicht schon längst überholt. TI-Gateway löst Konnektoren ab Bisher schließen sich Gesundheitseinrichtungen über einen Konnektor, der in der Praxis steht, an die Telematikinfrastruktur an. Das kleine Gerät ist der Zugang zum sicheren Netz der TI. In der Vergangenheit haben diese Konnektoren immer wieder Probleme gemacht – wie Ihr sicher mitbekommen habt. Umso erfreulicher, dass es ab 2024 eine Alternative geben soll. Dann steht keine kleine Box mehr in der Praxis, um die Ihr Euch kümmern müsst, die Anbindung läuft über Highspeed-Konnektoren. Diese befinden sich in geprüften Rechenzentren. Deren Betreiber sind dafür verantwortlich, dass alles korrekt funktioniert. Für Euch heißt das konkret: Noch befinden sich die Highspeed-Konnektoren und das TI-Gateways in der Entwicklung. Im Frühjahr 2024 soll das TI-Gateway dann verfügbar sein. Lehnt Euch entspannt zurück, auch wenn es länger dauert. Bis der TI-Anschluss für Euch ein Thema ist, sind die Konnektoren vor Ort in der Praxis bestimmt Geschichte. TI-Messenger läuft 2024 langsam an Eine richtig nützliche TI-Anwendung kann in Zukunft der TI-Messenger werden (TIM). Kurz gesagt ist das eine Art sicheres WhatsApp für das Gesundheitswesen. Der TI-Messenger ermöglicht einen datensicheren Chat-Austausch zwischen Leistungserbringer:innen, also etwa zwischen Ärzt:innen und Therapeut:innen, aber auch mit Pflegediensten, anderen Gesundheitseinrichtungen oder zwischen einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern innerhalb der Praxis. Anfang 2024 soll der Kurznachrichtendienst für das Gesundheitswesen nun in die Pilotphase eintreten. Die Modellregionen dafür sind Hamburg und Franken. Hier soll die Funktionalität des TI-Messengers im Versorgungsalltag getestet werden. Die Kommunikation unter den Gesundheitsberufen ist die erste Stufe. In der zweiten Stufe soll dann auch eine Kommunikation zwischen Leistungserbringer:innen und Versicherten bzw. mit den Krankenkassen möglich sein und in der dritten Stufe soll es schließlich zusätzlich Videochats, Videosprechstunden und mehr geben. Hier schauen wir aber schon weit über 2024 hinaus. Für Euch heißt das konkret: Auch TIM bietet 2024 noch kaum einen Anreiz für Euch, sich an die TI anzubinden. Es sei denn Ihr möchtet den TI-Messenger zur Kommunikation innerhalb der Praxis nutzen oder habt viele Arztpraxen, Pflegeheime o. ä., die unbedingt per TIM mit Euch kommunizieren möchten. Mehr über TIM findet Ihr hier: www.up-aktuell.de/tim Elektronische Patientenakte für alle? Die elektronische Patientenakte (ePA) ist eigentlich eine gute Idee, aber niemand nutzt sie – noch. Die allermeisten Patientinnen und Patienten haben keine ePA und wenn doch, weigern sich viele Arztpraxen, diese zu befüllen. Zumindest das erste Problem soll im Laufe des kommenden Jahres gelöst werden, denn Anfang 2025 sollen alle GKV-Versicherten, die sich nicht aktiv dagegen ausgesprochen haben, eine ePA erhalten. Ob das dann dazu führt, dass Arztpraxen diese auch befüllen, wird sich zeigen. Für Euch heißt das konkret: Auch 2024 wird die ePA noch keinen Anreiz bieten, dass Ihr Euch an die TI anschließen lasst. Wartet ab und schaut Euch die weiteren Entwicklungen an. Wir halten Euch weiterhin in Sachen TI auf dem Laufenden. Tipp: Wie Ihr den richtigen Zeitpunkt für den TI-Anschluss auf keinen Fall verpasst und ihn Euch ohne Zuzahlung sichert, erfahrt Ihr hier: www.up-aktuell.de/trs