Glückliche Mitarbeiter – so haben Headhunter keine Chance

Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind schwer zu finden. Wer sie hat, möchte sie unbedingt behalten – das gilt gerade in der Therapiebranche. Der aktuelle Fachkräftemangel führt aber dazu, dass Therapeutinnen und Therapeuten unter anderem von Headhuntern aus ihren Praxen abgeworben werden. Als Praxisinhaber:innen fragt Ihr Euch jetzt: Wie kann ich das verhindern? Was kann ich dagegen tun? Ganz einfach: Sorgt dafür, dass Eure Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter es so gut bei Euch haben, dass sie gar nicht wegwollen. Vorab zur Beruhigung: Bei der Abwerbung von Mitarbeiter:innen durch Headhunter handelt sich nicht um ein Massenphänomen. Ihr müsst nun nicht in Panik geraten und Eure Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abschirmen, sobald sie die Praxis verlassen, sie von der Website nehmen oder ähnliches. Dennoch gilt: Wer in Zeiten des Fachkräftemangels möchte, dass die Mitarbeiter:innen bleiben, muss ihnen etwas bieten. Was das genau ist, hängt von den Möglichkeiten Eurer Praxen und natürlich den Wünschen der Therapeutinnen und Therapeuten ab. Daher … Fragt Eure Angestellten, was ihnen fehlt In der einen Praxis ist der Wunsch nach moderneren Übungsmaterialien vorhanden, in einer anderen geht es eher um eine bessere Stimmung im Team und wieder andere Mitarbeiter:innen wünschen sich eine Gehaltserhöhung. Erarbeitet doch gemeinsam in einem Team-Meeting die Stärken und Schwächen Eurer Praxis. Hier findet Ihr ein paar Tipps und Beispiele, die Eure Praxis im Vergleich zur Konkurrenz attraktiver machen können: Flexible Arbeitszeiten anbieten In den meisten Fällen haben Heilmittelpraxen feste Öffnungszeiten und alle Angestellten arbeiten zum Beispiel zwischen 9 und 18 Uhr. Das ist der Standard. Aber wie würden Eure Therapeut:innen gerne arbeiten? Vielleicht möchte Susanne gerne früher anfangen und Jonas könnte sich dafür vorstellen, an zwei Tagen in der Woche noch von 18 bis 20 Uhr Behandlungen anzubieten, wenn er dafür eine längere Mittagspause hat, in der er zum Sport gehen oder andere Dinge erledigen kann. Lara träumt schon lange davon, jeden zweiten Freitag einen freien Tag zu haben. Könnte sie, wenn sie einfach an den anderen Tagen länger arbeitet. Es gibt so viele Möglichkeiten, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr Flexibilität zu bieten. Und in der Regel profitiert auch die Praxis von außergewöhnlicheren Öffnungszeiten. Mehr Netto vom Brutto Reine Gehaltserhöhungen sind oft für Arbeitnehmerals auch Arbeitgeberseite eine teure Angelegenheit, da auf jeden zusätzlich ausgezahlten Euro wieder Steuern und Sozialabgaben entfallen. Es gibt zahlreiche Ideen, wie Ihr Euren Mitarbeiter:innen den Alltag erleichtern könnt: Fahrkarten, Tankgutscheine, die Übernahme der Kita-Gebühren, Diensthandys, Dienstwagen und sogar ein Urlaubszuschuss sind Optionen, von denen finanziell beide Seiten profitieren. Fragt hier am besten Euren Steuerberater nach den entsprechenden aktuellen Regelungen. Ideen findet Ihr auch in unserem Themenschwerpunkt 9.2019 – aber beachtet, dass die dort angegebenen Werte heute nicht mehr aktuell sein könnten. Kreative Wege für entspannte Behandlungen In der Ergotherapie und Logopädie sind die Regelbehandlungszeiten festgelegt. In der Physiotherapie gibt es hingegen Zeitspannen für jede Behandlung. Natürlich lohnt es sich finanziell am ehesten, eine KG 15 Minuten statt 25 Minuten dauern zu lassen, für die Therapeut:innen ist dies jedoch recht stressig. Wie wäre es, wenn Ihr mal einen Blick auf private Zusatzleistungen werft, die Ihr Patientinnen und Patienten im Zusammenhang mit ihrer GKV-Leistung anbieten könnt. So erhalten sie beispielsweise 15 Minuten KG auf Verordnung und weitere 15 oder 20 Minuten als Selbstzahlerleistung. Zudem sind Doppelbehandlungen eine tolle Möglichkeit die Patientenversorgung und die Mitarbeiterzufriedenheit zu verbessern. Wie sich das in der Praxis umsetzen lässt, hat uns eine Praxisinhaberin berichtet: www.up-aktuell.de/dbh. Cooles Team und lässige Chefin Euer Ziel sollte sein, dass Eure Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne zur Arbeit kommen. Das erreicht Ihr, indem Ihr eine gute Arbeitsatmosphäre schafft. Legt viel Wert auf ein starkes Team, seid eine Führungskraft, die immer ansprechbar ist, immer nach einer Lösung sucht und vor allem auch regelmäßig ein Lob ausspricht. Selbst wenn eine Mitarbeiterin bei der Konkurrenz ein wenig mehr verdienen würde, wenn bei Euch in der Praxis ein toller Zusammenhalt herrscht, stehen die Chancen gut, dass sie bleibt. Die Tür zur Rückkehr offenlassen Und trotzdem passiert es immer mal, dass Therapeut:innen die Praxis verlassen. Ob sie nun von Headhunter:innen abgeworben wurden oder sich selbst umgeschaut haben. Teilen Euch Therapeut:innen ihre Entscheidung mit, könnt Ihr natürlich nach den Gründen fragen und schauen, ob Ihr gemeinsam einen Weg findet, sie doch in der Praxis zu halten. Gelingt das nicht, verabschiedet die ausscheidenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wertschätzend und mit dem Hinweis, dass sie sich jederzeit wieder melden können, falls es ihnen in der neuen Praxis doch nicht so gut gefällt. Denn oft sieht das Gras woanders grüner aus, als es dann am Ende ist. Oder die Umstände ändern sich. Verpasst nicht die Gelegenheit, auch bei einer Verabschiedung bereits an die Zukunft zu denken.