Teamzuwachs durch Familienangehörige

In vielen Praxen arbeiten Familienangehörige mit, helfen beispielsweise bei der Praxisorganisation. Wichtig ist, von Beginn an zu klären, ob es sich um ein abhängiges Beschäftigungsverhältnis oder eine sogenannte familienhafte Mitarbeit handelt. Denn danach richtet sich, ob die Person sozialversicherungspflichtig ist oder nicht. Es kann sich steuerlich lohnen, Familienangehörige zu beschäftigen, denn das Gehalt kann unter bestimmten Voraussetzungen als Betriebsausgabe abgesetzt werden. Darüber hinaus locken steuerfreie Arbeitgeberleistungen, etwa ein Firmenhandy, -laptop oder Kindergartenzuschüsse. Auch Leistungen wie Mutterschaftsgeld und Krankengeld bei Arbeitsunfähigkeit stehen abhängig beschäftigten Familienangehörigen natürlich zu. Als Familienangehörigen zählen: Ehegatten und geschiedene Ehegatten, Verlobte, Lebensgefährten Kinder und Eltern sowie Schwiegereltern Onkel und Tanten Nichten und Neffen Schwager und Schwägerin Beschäftigungsverhältnis vs. Mitarbeit Ist der Familienangehörige nun in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis tätig oder arbeitet er als familienhafter Mitarbeiter in der Praxis? Das sind die Unterschiede: Abhängiges Beschäftigungsverhältnis Familienhafte Mitarbeit: Der Familienangehörige ist weisungsgebunden, übt die Beschäftigung entsprechend der Vereinbarungen im Arbeitsvertrag aus und ist in den Betrieb eingegliedert. Die Arbeitszeiten sind unregelmäßig, gearbeitet wird, wenn Hilfe benötigt wird. Er erhält dafür ein vorab vereinbartes Entgelt, das der Arbeitsleistung angemessen ist (s. Kasten) und regelmäßig auf ein Konto überwiesen wird. Die Höhe des Entgelts ist nicht vereinbart, wird nicht regelmäßig bezahlt und steht in keinem Verhältnis zur Arbeitsleistung. Das Entgelt wird als Betriebsausgabe verbucht. Das Entgelt kann nicht als Betriebsausgabe verbucht werden. Wäre der Familienangehörige nicht in der Praxis beschäftigt, müsste eine externe Arbeitskraft angestellt werden. Die Beschäftigung ist nicht dringend notwendig – würde der Familienangehörige nicht in der Praxis arbeiten, wäre kein weiterer Mitarbeiter notwendig. → Es müssen Lohnsteuer entrichtet und Sozialversicherungsbeiträge abgeführt werden. → Es besteht keine Lohnsteuer- und Sozialversicherungspflicht. Arbeitsvertrag als Absicherung Soll ein Familienangehöriger sozialversicherungspflichtig beschäftigt sein, so ist es sehr wichtig, einen einwandfreien Arbeitsvertrag schriftlich aufzusetzen, der eindeutige und unmissverständliche Regelungen enthält. Das gilt auch für einen Minijob. Denn bei der Beschäftigung von Familienangehörigen schauen Finanzämter ganz genau hin. Um Ärger zu vermeiden, achten Sie auf folgende Aspekte: 1 | Halten Sie im Vertrag genau fest, welche Aufgaben das Familienmitglied im Unternehmen übernimmt. 2 | Geben Sie die Arbeitszeiten inklusive Wochentage und Anzahl der täglichen Arbeitsstunden einschließlich der Pausenregelungen an. 3 | Nehmen Sie die üblichen Angaben zur Vergütung, zur Dauer des Beschäftigungsverhältnisses, zum Urlaub und zur Kündigung auf. Tipp: Um im Falle einer Betriebsprüfung gegenüber dem Finanzamt zu beweisen, dass Sie den Vertrag nicht nur zum Schein aufgesetzt haben, notieren Sie sich für die im Vertrag festgehaltene Aufgabenerledigung Ihres Familienangehörigen Datum und Arbeitszeiten. Statusfeststellungsverfahren obligatorisch Sobald Sie der Sozialversicherung melden, dass es sich beim neuen Beschäftigten um ein Familienmitglied handelt, wird automatisch ein Statusfeststellungsverfahren der Clearingstelle der Deutschen Rentenversicherung Bund eingeleitet. Im Rahmen dessen wird geschaut, ob Sozialversicherungsbeiträge fällig werden oder nicht. Sie können das Verfahren aber auch selbst beantragen, nämlich dann, wenn Sie bewusst die Versicherungspflicht bei familiärer Mithilfe ausschließen möchten. Seit April 2022 kann das Verfahren auch bereits vor Aufnahme der Tätigkeit durchgeführt werden. Das Formular finden Sie auf der Website der Deutschen Rentenversicherung Bund. Was ist ein angemessenes Arbeitsentgelt? Auch wenn das gezahlte Entgelt niedriger als das tarifliche oder ortsabhängige Entgelt ist, stuft das Finanzamt die Beschäftigung nicht automatisch als familienhafte Mitarbeit ein. Unterschreitet es jedoch die Hälfte des tariflichen oder ortsabhängigen Entgelts, kann es sein, dass Finanzämter keine betriebsabhängige Beschäftigung anerkennen. Besonderheit Ehegatten Besteht ein abhängiges Beschäftigungsverhältnis, müssen beide Ehegatten das Gehalt in der Steuererklärung angeben. Je nachdem, wie viele Stunden und zu welchen Konditionen der Ehegatte in der Praxis mitarbeitet, kann aus steuerlicher Sicht eine Einstellung auf Minijob-Basis sinnvoll sein. Bei pauschaler Besteuerung muss der Job nicht in der Einkommenssteuererklärung angegeben werden. Alternativ ist aber auch eine individuelle Besteuerung nach Lohnsteuerklasse möglich. Rechnen Sie nach, welche Anstellungsvariante sinnvoller ist, oder sprechen Sie mit Ihrem Steuerberater. Außerdem interessant: Drei Checklisten für ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch Die richtige Jobbörse