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Reform der Physiotherapieausbildung im Bundestag debattiert

Der Bundestag hat über die Reform der Ausbildung der Physiotherapieberufe im Plenum beraten. Anlass dazu war allerdings „nur“ ein Antrag der CDU/CSU-Fraktion unter der Überschrift „Evolution statt Revolution“. Die Debatte im Bundestag war ernüchternd, genauso wie der Inhalt des Antrags.
Bundestag in Berlin
© iStock: seb868

In der Debatte des Bundestages wurde schnell klar: Alle Fraktionen wissen, wie wichtig Physiotherapeut:innen für die Versorgung der Patientinnen und Patienten sind. Alle Fraktionen sind sich darüber einig, dass das Berufsbild reformiert, novelliert oder neugefasst werden muss. Und alle Fraktionen wissen, dass immer die Anderen Schuld daran sind, dass es noch keine Reform der Ausbildung der Physiotherapeuten gibt. Nicht die Ausbildung war das Kernthema der Debatte, sondern die wechselseitige Schuldzuweisung für das jahrzehntelange Verschleppen der dringend notwendigen Ausbildungsreform. Egal, immerhin hat die Debatte erneut daran erinnert, dass es Handlungsbedarf gibt!

Aber: Bezahlen will niemand dafür. Vereinfacht gesagt, scheitert die Ausbildungsreform der Heilmittelberufe primär an der Finanzierungsfrage. Bund und Länder schieben sich den schwarzen Peter gegenseitig zu. Das wurde auch in der Debatte sehr deutlich: Eigentlich wurde das Schulgeld für Heilmittelberufe ja schon unter Jens Spahn abgeschafft. In Wirklichkeit sind die Finanzierungsregeln von Land zu Land aber immer noch uneinheitlich. Und da wundern sich Politiker:innen über Fachkräftemangel?

In der Physiotherapie wird die Teilakademisierung kommen, darin sind sich fast alle Parteien einig. Das hat allerdings keine inhaltlich-fachlichen Gründe, darüber hat vorsichthalber niemand geredet. Das hängt fast ausschließlich damit zusammen, dass sich unsere aktuellen Gesundheitspolitiker:innen nicht in der Lage sehen, die Finanzierung und Organisation einer vollakademischen Ausbildung umzusetzen. Insofern stimmt der Titel des CDU/CSU-Antrags „Evolution statt Revolution“: Hier hat niemand ernsthaft versucht über eine strukturelle Verbesserung des Gesundheitswesens durch bessere Qualifizierung in der Physiotherapie zu debattieren, sondern man hat sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner verständigt.

Das BMG will angeblich in den nächsten Wochen einen entsprechenden Entwurf für die Reform der Ausbildung der Physiotherapeuten liefern – das hatte Lauterbach ja schon vor einem Jahr angekündigt, ich bin gespannt, ob es diesmal endlich klappt.

Mein Highlight der Woche war die Rede von Saskia Weishaupt (Grüne). Weishaupt hat nicht nur sehr anschaulich dargelegt, warum Zertifikatsbehandlung in der Physiotherapie abgeschafft, bzw. in die Ausbildung integriert gehören. „Die Fähigkeiten von Physiotherapeutinnen und -therapeuten gehen längst über die einfache ärztliche Hilfstätigkeit hinaus. Dies muss nicht nur anerkannt, sondern auch im Ausbildungssystem unterstützt werden“, forderte Weishaupt. Langfristig müsse man aber, so Weishaupt, am Gesundheitssystem arbeiten: „Wir dürfen nicht immer die Ärzteschaft in den Mittelpunkt stellen und alles drumherum in der Versorgung ignorieren!“ – Man würde sich wünschen, dass es mehr Abgeordnete im Bundestag geben würde, die bereit sind, nicht nur Symptome zu lindern, sondern auch eine wenigsten kleine Revolution zu wagen.

Eine Aufzeichnung mit allen Reden findet Ihr hier.

In der Podologie wird es zudem zwei neue abrechenbare Positionen geben, die Eingangsbefundung in den Diagnosegruppen, DF, NF und QF sowie der Therapiebericht in der Diagnosegruppe UI 2.

Wir hatten berichtet, dass der Deutsche Bundesverband für Logopädie (dbl), der Deutsche Bundesverband für akademische Sprachtherapie und Logopäde (dbs) und LOGO Deutschland den Versorgungsvertrag fristgerecht zum 31. Dezember 2023 sowie die Vergütungsvereinbarung zum 30. Juni 2024 gekündigt haben. Der GKV-Spitzenverband hat nun die Aufnahme neuer Vertragsverhandlung abgelehnt. Die Begründung: ALLE maßgeblichen Logoverbände hätten die Kündigung aussprechen müssen. Das hat der Deutsche Bundesverband der Atem-, Sprech- und Stimmlehrer/innen (dba) jedoch nicht getan. Nun muss die Schiedsstelle entscheiden, in welcher Konstellation die Verbände den Vertrag kündigen können. Die drei größeren stellen die Maßgeblichkeit des dba infrage, da er nur wenige selbstständige Mitglieder habe. Es herrscht mal wieder leichtes Chaos, aber solange keine neuen Verträge geschlossen sind, gilt der aktuelle einfach weiter.

Eine ganz besondere App, die auch für Euch eine tolle Hilfe sein kann, hat Anke Schüttler entwickelt. Ihr Sohn Lasse, der das Down-Syndrom hat, war ihre persönliche Inspiration. Mithilfe der App können Kinder mit Behinderung, aber auch deren Eltern, Schulpersonal und viele mehr Gebärden nachschlagen und lernen. Wir haben mit Anke gesprochen. In dem Interview erklärt sie, was die App so besonders macht, für wen sie sich eignet und wo die Unterschiede zu anderen Apps liegen.

Jetzt muss ich aufpassen, dass ich auf meinem Weg nach Hause nicht weggeweht werde und trockene Füße behalte, denn hier oben an der Ostsee weht ein ordentlicher Sturm und die Ostsee überspült bereits viele Stege und Uferanlagen.

Herzliche Grüße

Euer Ralf Buchner

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