Kinderwunsch? Das musst Du zum Thema Elterngeld wissen

Du bist Praxisinhaberin und denkst über Nachwuchs nach. Als Selbstständige machst Du Dir sicherlich Gedanken, wie es mit Deiner Praxis weitergeht. Während Deine Mitarbeiterinnen Mutterschaftsgeld und Elterngeld relativ problemlos erhalten, musst Du Dich nun genauer informieren und ein wenig planen. Wir zeigen Dir, welche Optionen es für Dich gibt, worauf Du achten musst und wie Du Elternzeit und Selbstständigkeit unter einen Hut bringen kannst. Genau wie Eure Angestellten könnt auch Ihr nach der Geburt Elterngeld beziehen. Das Elterngeld ist eine Mischung aus Lohnersatz- und Sozialleistung. Die Höhe des Elterngeldes beträgt in der Regel 65 Prozent des vorherigen Nettoeinkommens – mindestens aber 300 Euro und maximal 1.800 Euro. Elterngeld erhaltet Ihr, wenn Ihr ... in Deutschland wohnt. mit Eurem Kind in einem Haushalt lebt. das Kind selbst betreut und erzieht. während des Elterngeldbezugs gar nicht oder in Teilzeit (höchstens 32 Stunden pro Woche) arbeitet. vor der Geburt die Einkommensgrenze von 200.000 Euro zu versteuerndes Jahreseinkommen pro Paar nicht überschreitet (seit 1. April 2024) – ab 1. April 2025 liegt die Grenze bei 175.000 Euro. Es gibt zudem drei Formen des Elterngeldes: Basiselterngeld: Dieses geht maximal über einen Zeitraum von 14 Monaten, wenn beide Elternteile Elternzeit nehmen. Neu seit dem 1. April 2024 ist, dass nur noch ein Monat statt zwei parallel genommen werden kann. ElterngeldPlus erhaltet Ihr in der Regel doppelt so lange wie das Basiselterngeld. Dafür wird nur die Hälfte des Geldes pro Monat ausgezahlt. Also mindestens 150 und maximal 900 Euro. Das gilt, solange Ihr keinen Zuverdienst habt. ElterngeldPlus eignet sich aber besonders für Selbstständige, weil es ermöglicht, dass Ihr bis zu 32 Stunden pro Woche arbeiten könnt. Dann wird Euer Einkommen jedoch angerechnet. Das sieht so aus: Für die Berechnung wird das Einkommen vor der Geburt mit dem nach der Geburt verglichen und 65 Prozent der Differenz als Elterngeld ausgezahlt. Arbeitet Ihr nach der Geburt in der Praxis mit oder habt Ihr Angestellte, die für Euch Gewinne erzielen, kann es sein, dass Ihr nur den Mindestbetrag von 150 Euro erhaltet. Partnerschaftsbonus: Dieser wird für vier weitere Monate gezahlt, wenn beide Elternteile in Teilzeit mindestens 24, maximal aber 32 Stunden pro Woche arbeiten. Beide müssen die Partnerschaftsmonate gleichzeitig nutzen. Ihr könnt die vier Monate innerhalb der Elterngeldmonate nehmen oder auch hinten anhängen. Sie werden aber immer am Stück und gleichzeitig genommen. Die Höhe des Bonus entspricht dem ElterngeldPlus. Einen Überblick über die verschiedenen Modelle könnt Ihr in einem Erklärvideo des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ansehen: http://tinyurl.com/elterng Achtung: Wenn Ihr in Eurer Elternzeit nicht arbeiten möchtet und auch keine Gewinne erzielt, lohnt sich für Euch das Basiselterngeld. Möchtet Ihr in Eurer Elternzeit in Teilzeit arbeiten oder erzielen Eure Angestellten in der Zeit Gewinne in der Praxis, eignet sich eher ElterngeldPlus. Wir zeigen Euch warum. Fünf Fragen, die sich beim Elterngeld für Selbstständige stellen: Auf welcher Grundlage wird bei Selbstständigen das Elterngeld berechnet? Wichtig ist Euer Gewinn. Aus diesem wird ein „Elterngeld-Netto“ errechnet. Das ist der Gewinn abzüglich Einkommenssteuer, Solidaritätszuschlag und ggf. die Kirchensteuer – bei Pflichtversicherten auch die Kosten für die Sozialversicherung. Bei freiwillig gesetzlich und privat Versicherten werden die Kosten nicht abgezogen. Welcher Bemessungszeitraum wird herangezogen? Für Selbstständige gilt das letzte Wirtschaftsjahr vor der Geburt, also wird das letzte Kalenderjahr vor der Geburt für die Berechnung herangezogen. Wenn Euch noch keine Steuererklärung aus dem Bemessungszeitraum vorliegt, reicht auch eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung oder der Steuerbescheid aus dem Jahr davor. Wird die Höhe des Elterngeldes dann nur geschätzt? Ja, da Euer Einkommen im Gegensatz zu Angestellten schwankt, ist das Elterngeld, das Ihr erhaltet, immer vorläufig. Es kann also sein, dass Ihr im Nachhinein Elterngeld zurückzahlen müsst oder eben rückwirkend zusätzliches Elterngeld bekommt. Informiert Euch dazu bei Eurer zuständigen Elterngeldstelle. Hinweis: Wenn Ihr Kinder plant, geht rechtzeitig zu Euren Steuerberater:innen und lasst Euch einmal beraten. Es gibt nämlich immer einige Kniffe, um das Elterngeld zu erhöhen. Das Baby ist auf der Welt. Wie bekommt Ihr Selbstständigkeit und Elternzeit am besten unter einen Hut? Hier gibt es natürlich ganz individuelle Modelle. In der Regel ist es finanziell und organisatorisch oft schwer, wenn die Praxisinhaberin ein Jahr lang nicht in der Praxis arbeitet. Bei Solo-Selbstständigen geht das natürlich gar nicht. Für viele ist daher die Variante ElterngeldPlus eine gute Option. Ihr könnt bis zu 32 Stunden in der Praxis arbeiten und erhaltet trotzdem Elterngeld – und das bis zu 28 Monate lang, wenn Euer Partner auch Elternzeit nimmt – und sogar 32 Monate, wenn Ihr Euch für den Partnerbonus entscheidet. Ihr bekommt das Elterngeld auch, wenn Ihr Euer Kind in Eurer Arbeitszeit von den Großeltern, einer Tagesmutter oder in der Kita betreuen lasst. Ihr könnt Eure Wochenarbeitszeit auch immer wieder neu anpassen. Beispiel: Nach der Geburt startet Ihr mit zehn Stunden pro Woche für die Orga aus dem Homeoffice. Nach einem halben Jahr möchtet Ihr gerne 20 Stunden pro Woche arbeiten und wenn Euer Kind mit einem Jahr in die Kita kommt, erhöht Ihr auf 32 Wochenstunden. Das ist kein Problem, solange Ihr Eure zuständige Elterngeldstelle über die Veränderungen informiert. Warum lohnt sich das ElterngeldPlus finanziell eher, wenn man arbeitet als das Basiselterngeld? Auf den ersten Blick ist es kompliziert. Daher hier ein Rechenbeispiel: Ausgangssituation: Vor der Geburt Eures Kindes habt Ihr im Schnitt 2.200 Euro im Monat netto verdient. Basiselterngeld ohne Zuverdienst: 1.430 Euro (65 Prozent von 2.200 Euro). Für zwölf Monate ergibt das ein Elterngeld von 17.160 Euro. Nun möchtet Ihr aber in Teilzeit in der Praxis weiterarbeiten. Wie sähen die Zahlen dann für die Varianten Basiselterngeld und ElterngeldPlus aus? Angenommen nach der Geburt verdient Ihr 1.650 Euro in Teilzeit. Das bedeutet ein Einkommenswegfall von 550 Euro. Das würde bedeuten: Basiselterngeld plus Zuverdienst ElterngeldPlus 357,50 Euro Basiselterngeld (65 Prozent vom Einkommenswegfall) 357,50 Euro (Deckelungsbetrag – ElterngeldPlus kann nicht höher sein als das Basiselterngeld) Monatliches Gesamteinkommen: 2.007,50 Euro Monatliches Gesamteinkommen: 2.007,50 Euro Summe an Basiselterngeld für 12 Monate: 4.290 Euro (12 x 357,50 Euro) Summe an ElterngeldPlus für 24 Monate: 8.580 Euro (24 x 357,50 Euro) Rechnet Euch einmal in Ruhe aus, welche Variante für Euch am besten passt. Natürlich erhaltet Ihr am meisten Elterngeld, wenn Ihr gar nicht arbeitet. Höher ist Euer Gesamteinkommen aber, wenn Ihr in Teilzeit arbeitet. Für viele Praxisinhaberinnen wird es auch kaum möglich sein, ein Jahr gar nicht mitzuarbeiten. Achtung: Wenn Ihr Angestellte habt, erwirtschaften sie für Euch einen Gewinn, der natürlich in die Berechnung des Elterngeldes einfließt. Selbst wenn Ihr dann gar nicht arbeitet, gilt dieser Gewinn als Zuverdienst und wird auf das Elterngeld angerechnet. Was ist, wenn die Schwangere Gesellschafterin einer GbR oder GmbH ist? In diesem Fall solltet Ihr Euch von Euren Steuerberater:innen beraten lassen. Es kann sich lohnen, eine Babypause einzulegen und mit den anderen Gesellschaftern zu vereinbaren, für diese Zeit nicht an den Gewinnen beteiligt zu werden. Das ist aber eine sehr individuelle Entscheidung. Hier bekommt Ihr weitere Informationen zu ElterngeldPlus mit Partnerschaftsbonus: http://tinyurl.com/egppartner