up|unternehmen praxis

Wissenschaftsrat setzt auf Akademisierung der Heilmittelberufe

Alle warten gespannt auf die schon vor einem Jahr von Lauterbach angekündigte Reform der Ausbildung in der Physiotherapie. Und damit verbunden auf einen Plan zur Akademisierung der Physiotherapie.
Wissenschaftsrat setzt auf Akademisierung der Heilmittelberufe
© iStock: triloks

Nun hat auch der Wissenschaftsrat Empfehlungen veröffentlicht, wie die wissenschaftliche Qualifizierung in den Gesundheitsfachberufen verbessert und wie die Berufe damit attraktiver werden können. Bis zu 20 Prozent der angehenden Heilmittelerbringer:innen sollen demnach akademisch ausgebildet werden, weiterhin mithilfe von primärqualifizierend-dualer Studiengänge. Und Karrierewege für die Absolventen dieser Studiengänge in Versorgung und Wissenschaft werden angemahnt.

Fasst man die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zusammen, dann ergeben sich daraus ganz konkrete Forderungen an die Gesundheitspolitik:

  • Direktzugang braucht Akademisierung: Voraussetzung für den Direktzugang ist nach Ansicht des Wissenschaftsrats eine Akademisierung der jeweiligen Berufsträger.
  • Hilfsmittel werden verordnet von Heilmittelerbringern: Akademische Ausbildung kann zur Arztentlastung beitragen, deswegen sollen Heilmittelerbringer:innen therapieunterstützende Hilfsmittel verordnen können.
  • Schluss mit Zertifikatspositionen: Ausgebildete Physiotherapeut:innen sollen zukünftig nach der Ausbildung keine Zertifikate mehr erwerben müssen, um alle Leistungen der Physiotherapie erbringen zu können. „Zertifikatswissen“ soll nach der Empfehlung des Wissenschaftsrates in ein Bachelorstudium der Physiotherapie einfließen.

Wer sich näher mit den Empfehlungen des Wissenschaftsrats beschäftigen möchte, findet in dem Dokument „Perspektiven für die Weiterentwicklung der Gesundheitsfachberufe – Wissenschaftliche Potenziale für die Gesundheitsversorgung erkennen und nutzen“ viele weitere Details.

Aber warum das alles? Warum muss es dringend eine Akademisierung in der Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie geben? Die Gründe sind vielfältig. Ein wichtiger sind die Veränderungen in der Versorgung der Patienten. Die Ärzteschaft altert, massiv. Laut Zahlen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sind heute bereits ein Drittel aller Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen über 60 Jahre alt – Tendenz steigend.

Schon jetzt bekommen Patientinnen und Patienten kaum zeitnah einen Termin bei einem Facharzt, warten oft wochen- oder monatelang. Das kann man mit entsprechend qualifiziert Heilmittelerbringern auffangen. Es ist also höchste Zeit für den Direktzugang der Patient:innen zu den Heilmittelerbringern.

Das hat erhebliche Auswirkungen auf alle Heilmittelpraxen: Die Erwartungshaltung der Patient:innen und fachlichen Anforderungen an die Therapeutinnen und Therapeuten werden steigen. Anamnese, Diagnose, Auswahl der richtigen Therapie, Frequenz und Dauer und vieles mehr wird endlich Eure Aufgabe sein. Dafür ist eine Qualifikation auf Augenhöhe mit der Ärzteschaft wichtig – also ein Studium, so wie es in der Europäischen Union für den Heilmittelbereich längst Standard ist. Zurzeit plant Bundesgesundheitsminister Lauterbach eine wie auch immer geartete Teilakademisierung in der Physiotherapie. Das wird vermutlich nicht reichen, um die neuen Anforderungen an den Beruf gerecht zu werden und die ambulante Patientenversorgung zukunftsfähig zu machen.

In der aktuellen November-Ausgabe der up zeigen wir anhand von 10 Gründen, warum eine Vollakademisierung sinnvoll wäre. Ihr könnt den Artikel bereits online lesen.

Mein Highlight der Woche ist, dass wir in den letzten Tagen viele neue Anmeldungen für das 3. Praxisforum für Rezeptionsfachkräfte verzeichnen konnten. Das zeigt, dass die Rolle der Rezeptionisten in den meisten Praxen kontinuierlich aufgewertet wird. Und dass Praxisinhaber:innen verstehen, wie wichtig spezielle Veranstaltungen für Rezeptionisten sind. Wie immer geht es um die Vorbereitung auf das kommende Jahr 2024: Alle Updates zu rechtlichen und vertraglichen Themen, Einführung in die TI für Rezeptionisten und natürlich wieder Kommunikation am Tresen! Hier findet Ihr alle Infos und auch die Anmeldung: www.buchner.de/forum

Letzte Woche hatte ich vom Sturm hier oben an der Küste berichtet, heute dann ein erschreckender Ergebnisbericht: Allein in unserem größten Yachthafen hier in Kiel-Schilksee sind 35 Yachten gesunken! Das wird an diesem Wochenende nicht passieren, hier sieht es nach einem ruhigen, rötlich eingefärbten Herbst aus und durch die Zeitumstellung von Samstag auf Sonntag „gewinnt“ Ihr eine Stunde Schlaf, genießt es!

Herzliche Grüße

Euer Ralf Buchner

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all Kommentare
0
Wir würden gerne erfahren, was Du meinst. Schreibe Deine Meinung dazu.x