INTERVIEW MIT:
Kinderphysiotherapeutin und Influencerin
Beim Thema „Gehfrei“ krempeln sich ihre Fingernägel hoch, das Thema „Barfuß-Baby“ hat ihr tausende Follower eingebracht: Die Kinderphysiotherapeutin Maike versorgt auf ihrem Instagram-Profil @kinderphysiotherapiemaike gut 52.000 Menschen mit Informationen rund um die kindliche Entwicklung. Manchmal ist es schwer, die Grenzen klar zu ziehen – zwischen Therapeutin Maike, Influencerin Maike und Privat-Maike. Da helfen Tricks und ebenfalls digitale Erfindungen. Welches ihr oberstes Gebot für Social Media ist, wie sie mit persönlichen Anfragen und Werbung umgeht, erfährst Du im Podcast.
Inhalt dieser Podcastausgabe:
„Ich möchte die Kinder auch fühlen.“
Im Gespräch: Maike Meier*, Kinderphysiotherapeutin und Host des Instagram-Profils @kinderphysiotherapiemaike mit den up–podcast Hosts Carola Weyers und Olav Gerlach
*Name von der Redaktion geändert
up-podcast-Episode vom 05.04.2023
up–podcast: Unsere heutige Gesprächspartnerin arbeitet in einer Physiotherapiepraxis in Hamburg, aber wenn Ihr sie treffen möchtet, dann könnte Ihr das eigentlich dort, wo Ihr seid. Denn Maike hat auf ihrem Instagram-Profil über 52.000 Follower und darf damit getrost als Influencerin der Heilmittelbranche bezeichnet werden. Oder stell Dich mal mit deinen Worten vor, Maike!
Maike: Ja, also, ich bin Maike, ich bin Kinderphysiotherapeutin, und ich bin zweifache Mutter. Und ich bin Host des Profils @kinderphysiotherapiemaike. Tatsächlich spielt das an sich eine große Rolle, aber wenn ich mich unterhalte, spielt es witzigerweise keine Rolle. Da kommt das dann immer erst irgendwann zur Sprache. Und es ist mir auch immer ein wenig unangenehm, wenn plötzlich Freundinnen mich auf etwas ansprechen, was ich da erzählt habe. Für Fremde: kein Problem. Aber wenn meine Freundinnen zuhören, bin ich aufgeregt.
up–podcast: Eine richtige Abgrenzung ist vermutlich bei so einer hohen Follower-Zahl mit 52.000 gar nicht mehr möglich.
Maike: Ja, das verschwimmt. Ich kann nicht überblicken, wen ich kenne und wen nicht. Wobei ich sagen kann, dass viele Dinge, die ich da sage, die persönlich zu sein scheinen, gar nicht persönlich sind. Weil sie nicht aktuell stattfinden, sondern vor ein paar Wochen. Ich versuche, die Privatsphäre meiner Kinder gut zu schützen. Wenn ich da was erzähle, dann ist es nicht von heute oder nicht mit dem Bezug, den ich da bringe. Das ist ein kleiner Insider. Das würde ich jedem Social Media-Menschen empfehlen, das nicht zu konkret, nicht zu privat werden zu lassen.
up–podcast: Wir werfen in diesem Format immer drei Begriffe in den Raum und gucken, was die Leute daraus machen. Für Dich haben wir uns drei Begriffe mit dem Anfangsbuchstaben „G“ herausgesucht. Wir waren gerade schon bei „Grenze, Abgrenzung“ – diesen Cut zu machen zwischen privat, Therapeutin, Influencerin…
Maike: Das ist superschwierig. Das verschwimmt halt total. Ja gut, meine Arbeitszeiten sind natürlich sehr abgegrenzt, das ist klar. Meine Mamazeiten sind auch abgesteckt, gleichzeitig verschwimmt es ständig, vor allem in meinen Gedanken. Ich mache mittlerweile einen festen Content-Tag (seit diesem Jahr). Das hat aber erst zweimal stattgefunden, weil die Kinder und wir ständig krank waren.
up–podcast: Gibt es Themen, die von der Praxis in den Social Media-Account herüberwandern?
Maike: Auf jeden Fall. Weniger mit konkreten Beispielen, um meine Patienten zu schützen… vielmehr, weil ich denke; „O Ja, darauf bin ich auch noch nie eingegangen“, „Dazu habe ich ja auch noch nichts geschrieben“ oder so.
up–podcast: Kannst Du Dich da bei Social Media auch austoben bei therapeutischen Lieblingsthemen?
Maike: Das wechselt mit den Erlebnisschritten meiner Kinder. Als meine Kinder noch ganz klein waren, hatte ich ganz andere Themen, für die ich gebrannt habe. Das eine Thema war „Barfuß-Baby“. Nämlich, dass Kinder und Babys bestenfalls sehr, sehr viel Zeit barfuß verbringen. Da habe ich viel zu gemacht, da werde ich sehr viel zu angefragt. Jetzt sind meine Kinder größer, und das Thema ist für mich in den Hintergrund gerückt – jetzt haben wir hier andere Themen. Sowas wie: „Welches ist der beste Stuhl am Schreibtisch?“. Wenn ich das nur privat machen würde, wäre der Aufwand vielleicht etwas geringer, wenn ich das aufbereiten möchte für Laien, dann steige ich da viel tiefer rein, teilweise wochenlang am Recherchieren und Herleiten und lesen…da vermischt es sich schon wieder.
up–podcast: Im Affekt schreibst du nicht, alles ist immer gut durchdacht?
Maike: Die meisten Sachen ja. Manchmal gibt es auch spontane Sachen (etwa, wenn ich wegen Krankheit zuhause sitze). Vor allem werden auch mal Themen aus dem alten Feed, die ganz weit unten, aber noch interessant sind, wieder aufgearbeitet
up–podcast: Du hast 2017 begonnen, hast eine riesige Community. Du wirst vermutlich nicht nur als Informationsgeberin wahrgenommen, sondern man erhofft sich auch konkrete Antworten auf Fragen. Bist Du überhaupt noch in der Lage, darauf einzugehen? Machst Du das alles noch allein?
Maike: Ich mache das komplett allein, ich beantworte auch alle Fragen selber. Ich habe ein paar vorgefertigte Antworten. Das kann man bei Instagram ja so einstellen, aber das klicke ich selten. Das findet vor allem statt, wenn jemand eine sehr konkrete Frage stellt. Dann antworte ich sinngemäß: „Tut mir leid, ich kann aus der Ferne ohne Anamnese und Befund nichts dazu sagen. Wenn Deine Sorgen anhalten, wende Dich bitte an eine Kollegin oder einen Kollegen vor Ort oder sprich mit Deinem Kinderarzt.“ Das sind so vorgefertigte Dinge, die ich dann parat habe. Denn ich kann und darf virtuell nicht beraten. Aber so viele Fragen sind es aktuell gar nicht mehr, die gestellt werden. Das waren früher mehr, als es mehr um die Babythemen ging. Mittlerweile ist es auch bekannt, dass ich keine Beratung mache, ich habe das auch in der Biografie stehen. Vieles ist Austausch, informieren – und das ist tatsächlich machbar.
up–podcast: Also informieren ja, kommentieren vielleicht auch, aber eben nicht beraten und vor allem nicht therapieren – richtig?
Maike: Genau. Sagt ja auch schon unser Berufsgesetz. Das dürfen wir ja auch gar nicht, und ich finde es auch hochunprofessionell, das zu machen.
up–podcast: Wobei – da ist das Thema Grenze ja jetzt wieder passend: Da verändert sich ja die Welt gerade sehr, siehe digitale Möglichkeiten, Videotherapie, Telematik-Infrastruktur…
Maike: Nein. Ich möchte die Kinder auch fühlen. Ich finde, Physiotherapie ist ja auch so sehr haptisch. Wenn ich Teletherapie mache, dann kann ich das Kind ja nur sehen – und hören, was die Eltern mir erzählen. Ich sehe es nur so, wie es gerade gehalten wird. Wenn ich das Kind befunde und bei mir auf der Bank liegen habe, dann kann ich nochmal von einem anderen Blickwinkel gucken oder ich kann es drehen. Ich habe es in der Hand und kann es fühlen und begreifen. Und dann kann ich mir ein viel besseres Bild machen. Ich finde, gerade im Bereich Pädiatrie ist es bei den ganz Kleinen schwierig, eine Befundaufnahme zu machen. Ich mache dann ja auch Tests…also, um das so zu machen, wie mein Anspruch ist….das kann ich per Teletherapie nicht.
up–podcast: Hast Du das jetzt während Corona ausprobiert? Das klingt so, als sei das keine theoretische Meinung…
Maike: Nein, während der Coronazeit war ich in Elternzeit. Ich habe von Kolleg:Innen gehört, dass die Teletherapie ausschließlich bei Kindern gemacht haben, die schon in Behandlung sind, also die sie kennen. Ich kann mir vorstellen, dass es bei Erwachsenen ein wenig leichter ist. Da haben die Kolleg:innen dann ja auch nur ein 1:1. Also, da sprechen wir dann mit dem Patienten und nicht, wir sprechen mit jemandem über das Kind als Patienten. Ich glaube, das macht viel aus. Und gerade beim Befund – da wollen wir doch Untersuchungen machen, passive, aktive Bewegungen, Reflexe bei den Kindern und so…das kann ich doch schlecht…also, da ist für einfach eine Grenze…ja, da sind wir wieder beim „G“..
up–podcast: Ich würde gerne nochmal darauf zurückwollen, dass Du das alles selbst beantwortest: Wie machst Du das denn, dass Du es schaffst, Dich zeitlich abzugrenzen zwischen: „Jetzt bin ich Mama“, „Jetzt bin ich Influencerin“, „Jetzt bin ich Arbeitnehmerin“?
Maike: Ich habe in meinem Handy tatsächlich verschiedene Fokuseinstellungen. Wenn ich in der Praxis bin, habe ich da die Arbeitseinstellung, da kommen dann wirklich nur Notfälle rein, wenn ich dann in den Mamamodus wechsele, dann […]
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