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Health for Future – Gesundheit braucht Klimaschutz

Wie sich Heilmittelerbringer engagieren können

INTERVIEW MIT:
Astrid Polzer
Astrid Polzer,
Physiotherapeutin (M.Sc.), Manualtherapeutin bei „activatio – Zentrum für Physiotherapie und Training“, Mitglied bei „Health for Future“

Was haben Klimaschutz und das Gesundheitswesen gemein? Eine ganze Menge! Schon heute hat der Klimawandel gravierende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit: Extremwetterlagen, Luft- und Umweltverschmutzungen führen unter anderem zu vermehrten Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hitzetoden und der Ausbreitung von vektorübertragenen Krankheiten wie Malaria. Inspiriert von der Fridays4Future-Bewegung hat sich 2019 eine eigene Aktionsplattform für Gesundheitsberufe gegründet: Health for Future vereint Angehörige aller Berufsgruppen im Gesundheitswesen, darunter auch Heilmittelerbringer. Die Physiotherapeutin Astrid Polzer engagiert sich bei dem Bündnis. Sie berichtet in dieser Episode, wie sich Therapiepraxen und Therapeuten einbringen können.

Weitere Infos:

Die Homepage von Health for Future finden Sie hier!

Die Arbeitsgruppe der Heilmittelerbringer können Sie hier kontaktieren:

ergologophysio@healthforfuture.de

Die Poster der EPA finden Sie hier:

 

Inhalt dieser Podcastausgabe:

Health for Future – Gesundheit braucht Klimaschutz

Wie sich Heilmittelerbringer engagieren können

(Podcast-Folge vom 06.07.22)

Was können Therapiepraxen für den Klimaschutz tun? Eine ganze Menge, sagt Astrid Polzer. Die Physiotherapeutin engagiert sich beim Bündnis „Health for future“. Dort sind Angehörige aller Berufsgruppen im Gesundheitswesen aktiv, also auch Heilmittelerbringer. Kern ihrer Aussage: Klimaschutz und Gesundheitswesen gehören zusammen. Warum – darum geht es in dieser Episode unseres Podcasts.

 

Astrid, Du bist Physiotherapeutin, Manualtherapeutin, hast OMT gemacht – und engagierst Dich bei „Health for Future“. Was ist das?

Das ist eine Bewegung, die sich mit Friday for Future solidarisiert und die das Ziel hat, die Verbindung von der Klimakrise zu den Gesundheitsthemen in die Öffentlichkeit zu bringen. Denn Klimaschutz ist Gesundheitsschutz und Prävention.

 

Das sind also quasi zwei Themen: Wir müssen uns als Leistungserbringer im Gesundheitswesen darauf einstellen, dass wir jetzt für unsere Patienten auch die Folgen der Klimakrise mit abgreifen können – und es geht darum, zu fragen: was können wir als Therapeuten tun, damit es gar nicht erst zur Klimakrise kommt?

Genau. Zum Beispiel ist der Gesundheitssektor ein Teil des Problems: Der Gesundheitssektor hat fünf Prozent Emissionen, das ist mehr als der gesamte Flugverkehr. Es geht darum, den Gesundheitssektor klimaneutral werden zu lassen und sich dafür einzusetzen. Und es geht darum, sich darauf einzustellen, was Hitze mit unseren Patienten macht und mit unserer eigenen Arbeitsleistung. Wie man sich davor schützen kann, was man machen muss und andererseits gibt es auch viele Themen, die miteinander zusammenhängen.

Wie kommt man als Physiotherapeutin dazu, sich um Klimaschutz und Gesundheit zu kümmern?

Bei mir war das eine Situation an der Bushaltestelle mit meinem damals sechsjährigen Sohn. Da ist mir klargeworden, dass es nicht reicht, Kindern das Thema nahezubringen. Wir, die wir jetzt im Berufsleben stehen, müssen uns darum kümmern und Entscheidungen treffen müssen, die darauf hinzielen, die Klimakrise zu verhindern. Daraufhin habe ich recherchiert und bin auf Health for Future gestoßen.

 

Wie funktioniert Health for Future?

Wir sind dezentral organisiert, gibt Ortgruppen in jeder größeren oder kleineren Stadt, denen man beitreten kann. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich einzubringen – bei Demos, Mahnwachen, bei Gesprächen mit Lokal- oder Bundespolitikern, an Hochschulen, bei Messen und Kongressen. Wir haben inzwischen eine bundesweite Ag, in der die Therapieberufe zusammengefasst sind.

 

Was ist Euer Fokus? Mehr Öffentlichkeitsarbeit für das Thema oder das inhaltliche Auseinandersetzen, was das für Konsequenzen für Therapiearbeit hat?

Beides. Ich war zuletzt bei einem Posterprojekt für Physiopraxen beteiligt.

 

Als Praxis: kann man konkret etwas tun?

Ja klar! Das fängt bei der Förderung der Mitarbeiter an, den Arbeitsweg mit dem Fahrrad zu bewältigen – oder auch den Hausbesuch mit einem E-Bike zu machen statt mit dem Auto. Man kann die Praxis auf Ökostromversorgung umstellen. Richtig lüften und Fenster mit Gummidichtungen abdichten. Ein anderer Baustein ist die Aufklärung von Patienten und Kollegen: Je größer die Bewegung der Aktiven ist, desto mehr wird die Regierung das Thema auch wieder aufnehmen.

 

Wie ist das bei Euch in der Praxis?

Wir haben Ökostrom, benutzen nur geschirrspülfeste Trinkbecher, die wiederverwendet werden. Aktuell haben wir für das gesamte Bürogebäude die Mülltrennung eingeführt.

 

Denkst Du, dass Du viel Einfluss auf Patienten hast?

Ich glaube, dass uns die Leute im Großen und Ganzen Vertrauen schenken und uns glauben, wenn wir medizinische Hinweise geben. Es gibt auch viele, die bereits motiviert sind, und diese Motivation kann man verstärken. Dafür gibt es das Konzept der klimasensiblen Gesundheitsberatung. Unser Vorteil ist, dass wir relativ viel Zeit mit den Patienten haben.

 

Erleben Patienten die Klimakrise als ein gesundheitliches Problem?

Ja, durchaus. Da gibt es die posttraumatischen Symptome, aber auch große Themen wir das der Hitzewellen, die gesundheitliche Schwierigkeiten hervorrufen.

 

Sehen Leute denn den Zusammenhang zur Klimakatastrophe?

Erstmal nicht, das ist aber auch Ziel der Bewegung, dafür zu sensibilisieren.

 

Wenn ich jetzt mitmachen will: Was kann ich tun?

Dann kannst Du auf der Homepage https://healthforfuture.de/ schauen, ob es bereits eine Ortsgruppe in Deiner Nähe gibt und Dich da einfach melden. Es gibt auch die bundesweite AG der Therapeuten, darin sind mittlerweile neben Physiotherapeuten auch Logopäden und Ergotherapeuten versammelt. Uns erreicht man über die E-Mail-Adresse physiotherapie@healthforfuture.de. Wer sich meldet, erhält eine „Einsteigermail“, in der Informationen zum Mitmachen gegeben werden. Jeder ist willkommen!

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