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PraxisBarometer Digitalisierung: Kaum Kommunikation zwischen den Berufsgruppen

Erst die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, nun das E-Rezept, bald die elektronische Patientenakte - nach und nach werden für Ärzt:innen und Ärzte immer mehr Anwendungen der Telematikinfrastruktur verpflichtend. Die Digitalisierung schreitet voran – möchte man meinen. Es gibt aber ein großes Manko, wie das PraxisBarometer Digitalisierung 2023 der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) aufzeigt: Die Digitalisierung macht an der Sektorengrenze halt.
Während es bei der TI stockt, erleichtern andere digitale Lösungen den Praxisalltag
© filo

Das PraxisBarometer zeigt: Die digitale Kommunikation der Ärzte untereinander sowie mit den Patientinnen und Patienten nimmt stetig zu. Ein digitaler Austausch zwischen Arztpraxen und anderen Leistungserbringern findet hingegen kaum statt. Die Kommunikation mit Krankenhäusern beispielsweise verharrt seit Jahren auf einem gleichbleibend niedrigen Niveau. Das sollte alle Heilmittelerbringer:innen aufhorchen lassen, die überlegen, sich schon jetzt freiwillig an die Telematikinfrastruktur (TI) anschließen zu lassen. Denn der Sinn der TI ist es ja, eine sichere Kommunikation unter Leistungserbringer:innen zu ermöglichen. Die findet aktuell aber noch nicht statt.

Gleichzeitig geben mehr als die Hälfte der Befragten an, mindestens wöchentlich aufgrund von Störungen der Telematikinfrastruktur Probleme zu haben. Sicher auch ein Grund, warum die Ärztinnen und Ärzte mit ihrer Rolle als Vorreiter und Versuchskaninchen in Sachen TI alles andere als glücklich sind. Eine Diabetologin aus Bonn wird im Bericht mit der Aussage zitiert: „Wir sind vorne dabei, alle anderen nicht. Und dann wird mir auch noch Geld gestrichen und das ist nicht in Ordnung.“ Dabei bezieht sie sich auf die Kürzungen der TI-Pauschale, die Ärzt:innen droht, die nicht alle geforderten TI-Anwendungen in ihrer Praxis vorhalten.

Alles in allem bestätigt das PraxisBarometer Digitalisierung 2023 wieder einmal das, was wir schon wissen: Als Therapeutinnen und Therapeuten können und sollten wir uns weiterhin entspannt zurücklehnen, während die Ärzteschaft die Telematikinfrastruktur durch ihre Kinderkrankheiten begleitet. Es gibt aktuell keinen Grund für eine freiwillige Anbindung. Wir beobachten die Entwicklung natürlich weiter und lassen es Euch wissen, wenn der passende Zeitpunkt für eine Anbindung gekommen ist.

In der Zwischenzeit stellen wir uns eine Zukunft vor, in der uns die Digitalisierung wirklich Arbeit abnimmt, den Zugang zu wichtigen Patienteninformationen erleichtert und einen schnellen, datensicheren Austausch ermöglicht. Darüber, wie es aussehen könnte, wenn wir in zehn Jahren auf die heutige Situation zurückblicken, habe ich mit meinem Kollegen Matthias Schramm im up-podcast gesprochen. „Gamechanger Telematikinfrastruktur: Ein Rückblick aus 2033“ heißt die Folge.

Ebenfalls um die (digitale) Zukunft geht es im Gespräch mit Matthias Schulze, das gestern neu im up-podcast erschienen ist. Der Physiotherapeut, sektorale Heilpraktiker und Dozent teilt mit uns seine Gedanken zur Zukunft der Therapieberufe. Er findet: „Das Persönliche können wir nicht wegdigitalisieren.“

Mein Highlight der Woche hat auch etwas mit Digitalisierung zu tun: Im Rahmen des Vorprogramms zum up-netzwerktreffen morgen statten wir heute der gematik einen Besuch ab. Dabei haben wir dann die Gelegenheit, alle Fragen rund um die TI zu stellen, die uns so interessieren. Ich bin sehr gespannt.

Und wo wir schon bei Digitalisierung sind: Bei vielen Patientinnen und Patienten ist diese in Form von Gesundheits-Apps auf dem Smartphone angekommen. Darum stellen wir Euch in der up regelmäßig solche Apps vor, die für Eure Therapie interessant sein könnten – diesmal rund um das Thema Knie. Die ein oder andere lässt sich vielleicht in den Behandlungsverlauf einbauen. Auf jeden Fall lohnt es sich immer, Patientinnen und Patienten danach zu fragen. Denn falsch angewendet, können Gesundheits-Apps auch Schaden anrichten.

Bevor ich mich für diese Woche verabschiede, habe ich noch einen Lesetipp, der natürlich ebenfalls etwas Digitales mit sich bringt. In der up-Januar-Ausgabe stellen wir die Podologin Andrea Königsberger vor. Sie nutzt digitale Kommunikationswege und gibt in ihrem YouTube-Kanal sowie auf TikTok Einblicke in „Podologie und mehr“. Schaut mal rein.

Herzliche Grüße

Euer

Ralf Buchner

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