Kommt das Ende der Wartelisten?

„Ich glaube, dass wir unsere Patienten zu stark belastet haben,“ erzählte mir neulich eine Therapeutin in einer Physiotherapiepraxis. Mit „zu stark belastet“ meinte sie die Anpassung der Privatpreise und die konsequente Berechnung von Ausfällen. Dann die Überraschung: „Wir haben gar keine Warteliste mehr und manchmal habe ich sogar schon Lücken!“ Naja, dachte ich, schlechte Kommunikation kann schon mal Patienten vertreiben, aber richtige Lücken? Da müsste schon viel schiefgelaufen sein. Inzwischen signalisieren mehrere Praxen zum Teil deutliche Verordnungsrückgänge. Das unterscheidet sich von Region zu Region, aber solche Rückmeldungen kommen aus ganz Deutschland. Es scheint also tatsächlich einiges schiefzulaufen, allerdings nicht in den betreffenden Praxen, sondern im oben genannten Fall bei der KV Schleswig-Holstein. Denn die KV-SH hat mit den Krankenkassen eine Zielvereinbarungabgeschlossen, die die Reduzierung von Behandlungseinheiten vorsieht. In der Ergotherapie sollen einige Therapien in diesem Jahr um insgesamt zehn Prozent reduziert werden, Frauenärzt:innen sollen fünf Prozent weniger KG verordnen und Neurolog:innen sollen doch bitte bei KG sieben Prozent bei KG ZNS vier Prozent einsparen. Solche Zielvereinbarungen finden sich zwar nicht in allen Bundesländern, aber es werden Jahr für Jahr mehr. Und das Ärgerliche ist, dass diese Zielvereinbarungen vollständig losgelöst sind von Leitlinien und dem Heilmittelkatalog. Solche Zielvereinbarungen, die einseitig zu einer Verringerung der Heilmittelversorgung führen, müssen daher dringend abgeschafft werden. Denn wenn das so weitergeht, schaffen solche Zielvereinbarungen einfach die Heilmitteltherapie ab. Wie erlebt Ihr die Entwicklung der Verordnungen in Eurer Praxis/Region? Kennt Ihr solche Probleme? Wir freuen uns auf gute Nachrichten und nutzen schlechte Nachrichten von Euch für eine weitere Recherche. Schreibt uns gerne an redaktion@buchner.de Aufregung gibt es aktuell unter Physiotherapeutinnen und -therapeuten auch, wenn es um das Thema Akademisierung in der Physiotherapie geht. Die einen sind dafür, die anderen dagegen. Da wird teilweise heftig gestritten. Dabei sollten wir uns doch erst einmal gemeinsam darüber einig werden: Wie soll der Beruf in zehn Jahren aussehen? Was wollen wir erreichen, verändern und verbessern? Und wer dann die Zukunft der Heilberufe mitgestalten will, muss aktiv werden – denn sonst entscheiden Dritte über die Belange der Therapeutinnen und Therapeuten. In der Physiotherapie wurde weiterhin der Fragen-Antworten-Katalog zum Rahmenvertrag (FAK) gekürzt. Darauf einigten sich der GKV-Spitzenverband und die maßgeblichen Verbände. Gestrafft wurden Punkte, die anfänglich missverständlich waren, sich aber mit der Zeit eindeutig klären ließen. Denk außerdem daran: Am 1. Oktober gelten nur noch Menschen als vollständig gegen das Coronavirus geimpft, die drei Impfungen oder Impfungen in Kombination mit durchgemachten Infektionen nachweisen können. Auch wenn nicht alle Gesundheitsämter Betretungs- und Tätigkeitsverbote aussprechen, gilt für Heilmittelerbringer:innen noch die einrichtungsbezogene Impfpflicht. Das Verwaltungsgericht Osnabrück entschied kürzlich gegen einen Zahnarzt, der seiner Nachweispflicht nicht nachkam. Das Gesundheitsamt stellte dem Praxisinhaber ein Tätigkeitsverbot aus. Er klagte dagegen – ohne Erfolg. Und wenn Du kommende Woche noch Lust auf ein Seminar hast: Am 7. Oktober von 9 bis 16 Uhr findet das Praxisforum „Mitarbeiter gewinnbringend führen und binden“ online statt. Hier kannst Du Dir einen Überblick über die Inhalte verschaffen. Und natürlich ist am 5. Oktober auch wieder up-webcast. Wir freuen uns auf Euch. Herzliche Grüße Dein Ralf Buchner Logopädie: Videotherapie ab vier Jahren möglich Ergotherapie: Die wichtigsten Regeln zur Videotherapie