Physiotherapie: Schiedsspruch ändert mehr als die Preise

Die Heilmittel-Schiedsstelle hat am 13. 12. 2022 nicht nur die GKV-Preise für die Physiotherapie erhöht, sondern noch weitere Entscheidungen getroffen. Das betrifft die Standardisierte Heilmittelkombination (D1), Hausbesuche in der Kurzzeit-, Verhinderungs- und Tagespflege sowie eine bedingte Hygienepauschale. Wir haben die Entscheidungen einmal zusammengefasst und erläutert: Die Standardisierte Heilmittelkombination (D1) kann bei bestimmten Indikationen von Ärzt:innen verschrieben werden. Entweder als D1 ohne nähere Angaben über die gewünschten Heilmittel (unspezifisch), dann entscheidet Ihr, welche der möglichen Heilmittel zur Anwendung kommen. Oder konkreter, dann spezifizieren Ärztinnen und Ärzte auf der Verordnung hinter dem Kürzel D1 die gewünschten drei Heilmittel. Um eine unspezifische D1 Verordnung erbringen zu können, muss eine Physiotherapiepraxis die Zulassungsvoraussetzungen aller für D1 vorgesehenen Heilmittel erfüllen, also die Zulassung für KG, KG-Gerät, MT, KMT, Wärme-/Kältetherapie und Elektrotherapie haben. Aber denkbar wäre es z. B. auch, dass eine Ärztin oder ein Arzt eine spezifische D1 Verordnung ausstellt, also z. B. KG, KMT und Wärmetherapie. In einem solchen Fall bräuchte man eigentlich keine Zertifikatsleistungen, wie MT oder KG-Gerät. Genauso galt das für alten Verträge auf Landesebene mit dem alten Heilmittelkatalog: Verordneten Ärzt:innen eine spezifische D1 Verordnung reichte es für die Praxis, wenn die Voraussetzungen zur Leistungserbringung für die konkret verordneten Heilmittel vorlagen. Dann kamen die Neufassung der Heilmittel-Richtlinie und die bundeseinheitlichen Verträge mit den Leistungsbeschreibungen und plötzlich war alles anders. Fortan hieß es: D1 könne nur noch abgerechnet werden, wenn die Zulassungsbedingungen für alle in D1 möglichen Heilmittel vorliegen würde. Und zwar unabhängig davon, ob eine Ärztin oder ein Arzt unspezifisch oder spezifisch D1 verordnet hat. Entscheidung der Schiedsstelle zugunsten der Heilmittelpraxen Das hat die Schiedsstelle jetzt wieder zurückgedreht, ab dem 1. Januar 2023 gilt wieder die frühere Regel, wonach eine Praxis D1 abrechnen kann, wenn die Zulassungsbedingungen für die von Ärzt:innen spezifizierten Leistungen erfüllt sind. Bei unspezifischen D1 Verordnungen muss nach wie vor die Zulassung für alle Heilmittel vorliegen. Positive Änderung auch bei der Hausbesuchspauschale In der Physiotherapie gibt es zwei unterschiedliche Hausbesuchspauschalen. Eine, die sich auf die Behandlung einer Patientin oder eines Patienten zu Hause bezieht und eine, die für die Behandlungen in sozialen Einrichtungen gilt. Die Hausbesuchspauschale in sozialen Einrichtungen musste bislang gemäß Leistungsbeschreibung auch dann angewendet werden, wenn man nur eine einzelne Patientin oder einen Patienten behandelt hat, der z. B. in einer Kurzzeit- oder Tagespflege betreut wurde. Das man damit die Versorgung solcher Patient:innen gefährdet, hat dann wohl auch die Schiedsstelle verstanden und entschieden, dass es ab dem 1. Januar 2023 eine neue Positionsnummer 29922 – "Hausbesuche in der Kurzzeit-, Verhinderungs- und Tagespflege“ gibt, die mit demselben Betrag vergütet wird, wie bei der regulären Hausbesuchspauschale. Entscheidung zu Hygienepauschale in sozialen Einrichtungen ist fragwürdig Als schlechter Witz entpuppt sich der Schiedsspruch zum Thema Hygienepauschale bei Hausbesuchen in sozialen Einrichtungen. Hintergrund ist die Verpflichtung zur Durchführung erhöhter Hygienemaßnahmen in solchen Einrichtungen. Deswegen darf dort, aber auch nur in solchen Einrichtungen eine Hygienepauschale von 1,50 Euro je Verordnung (!) über die neue Positionsnummer 29107 abgerechnet werden. Das wird sicherlich nicht dazu beitragen, dass die Versorgung von Heimbewohner:innen besser wird. Außerdem interessant: Schiedsspruch Physiotherapie: Vergütungserhöhung ab 1. Januar 2023 Absetzungen: Ärzte stellen Diagnosen, nicht die Krankenkassen