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Ergos auf der Überholspur?

Im „Rennen“ um die Blankoverordnung schiebt sich die Ergotherapie eine Nasenlänge nach vorn. Nachdem die „sogenannten ‚big points‘ der Indikationen und Maßnahmen zur unverhältnismäßigen Mengenausweitung feststehen, ist es jetzt möglich die vielen kleineren Details zu bearbeiten“, berichtete der DVE Anfang der Woche. Das Team der Bundesverhandlungskommission hatte sich in Berlin mit dem GKV-Spitzenverband getroffen, um die Verhandlungen zur Blankoverordnung fortzuführen.
Ergos auf der Überholspur?
© iStock: mediaphotos

Nicht verhandelt, aber noch festgelegt werden muss die TI-Finanzierung. Hier haben die Physiotherapeutinnen und -therapeuten derzeit die Nase vorn, denn bei ihnen ist die Finanzierung an das gekoppelt, was für die Ärzteschaft gilt. Allerdings sind die Verhandlungen zwischen Ärztevertreter:innen und GKV-Spitzenverband gescheitert, so dass nun das Bundesgesundheitsministerium entscheidet. Ab 1. Juli sollen die neuen Finanzierungsvorgaben dann gelten.

Die Kopplung an die Kostenerstattung bei den Ärzt:innen könnte nun zum Nachteil werden. Denn während die Erstanbindung an die TI bei der Ärzteschaft bereits weitgehend passiert ist, steht sie u. a. in der Heilmittelbranche erst noch bevor. Beschließt das BMG jetzt eine geringere Kostenerstattung als bisher, träfe das besonders die Berufsgruppen, die sich in den kommenden Jahren noch an die TI anbinden müssen. Darum haben mehrere Berufsverbände der Heilmittelerbringer, Hebammen und Pflegenden ein gemeinsames Schreiben verfasst, indem sie auf die Problematik hinweisen und fordern, „Übergangsvereinbarungen für neue Nutzergruppen und Erstanbindungen bekannter Leistungserbringergruppen zu schaffen, die die Erstanbindung finanziell neutral für diesen Personenkreis“ gestalten.

Um den aktuellen Stand der Digitalisierung zu erheben, führt die gematik zum mittlerweile dritten Mal eine Online-Befragung der Einrichtungen des Gesundheitswesens durch. Mehr als 70.000 Arztpraxen, Apotheken, Physiotherapiepraxen, Reha-Einrichtungen u. v. m. erhalten dazu Post von der gematik. Es ist aber auch möglich, sich selbst für die Teilnahme zu registrieren. Dazu geht Ihr einfach auf www.ti-atlas.de. Hier findet Ihr auch die Ergebnisse der bisherigen Befragungen.

Mein Highlight der Woche dreht sich diesmal um das Thema Gruppentherapie. Eine Praxisinhaberin hat uns vor ein paar Tagen erzählt, dass sie das jetzt ganz erfolgreich in ihrer Praxis eingeführt hat. Inspiriert dazu hatte sie ein Vortrag unseres Praxisforums „Absagen managen“. Indem sie die Gruppentherapie in der Praxis eingeführt hat, konnte sie sogar den Weggang einer Therapeutin kompensieren, ohne dass sie Behandlungen absagen musste.

Zum Schluss möchte ich noch kurz auf ein Thema eingehen, dass wenig erfreulich, aber dennoch sehr wichtig ist. Etwa 17 Prozent der Menschen in Deutschland haben chronische Schmerzen. Das ist etwa jede sechste Person. Über die Auswirkungen, die das auf das Leben der Betroffenen hat, muss ich Euch als Therapeutinnen und Therapeuten nichts sagen. Am ersten Dienstag im Juni findet jedes Jahr der „Aktionstag gegen den Schmerz“ statt, um dieses wichtige Thema in den Fokus zu rücken. Darum haben wir uns auch in der aktuellen up damit beschäftigt. Wir stellen Euch die Deutsche Schmerzgesellschaft vor, die u. a. Weiterbildungen für Ergo- und Physiotherapeut:innen bietet. Ihr findet Informationen zu Apps und Hilfsmitteln, die Schmerzpatientinnen und -patienten den Alltag erleichterten, und wir zeigen Euch, wie Ärzte bei Schmerzsyndrom extrabudgetär Ergotherapie verordnen können.

Ob lang oder kurz, habt ein sonniges Wochenende.

Herzliche Grüße
Euer
Ralf Buchner

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