INTERVIEW MIT:

up-Herausgeber
Sind es Meilensteine oder Steine auf dem Weg zur Blankoverordnung? Der DVE und der BED haben sich mit dem GKV-Spitzenverband auf sogenannte „Big Points“ geeinigt. Diese sehen unter anderem ein Ampelsystem vor, mit dem die Wirtschaftlichkeit geprüft werden soll: Kommt es zu einer „unverhältnismäßigen Mengenausweitung“ der Behandlungseinheiten, springt die Ampel auf Rot. Und das bedeutet Leistungskürzungen. Für up-Herausgeber Ralf Buchner ist so ein Ampelsystem keine faire Lösung für Heilmittelpraxen. Er befürchtet, es könne als Blaupause für andere Berufsgruppen übernommen werden. Im up-podcast spricht er mit buchner Referent Björn Schwarz über seine Bedenken.
Inhalt dieser Podcastausgabe:
Björn Schwarz
Ralf, schön, dass Du Zeit hast, dass wir heute mal über das Thema Wirtschaftlichkeitsprüfung und Blankoverordnung sprechen können.
Ralf Buchner
Moin Björn! Ja, scheint erklärungsbedürftig zu sein, wenn ich das so mitkriege, was für drastische Reaktionen teilweise im Netz zu einem Artikel von mir da hoch gekommen sind.
Björn Schwarz
Ja, als ich zum ersten Mal von dem Ampelsystem gelesen habe, habe ich gedacht: „Eigentlich ganz okay“. Und dann habe ich den Artikel gelesen und dachte auch: „Ja, das leuchtet mir auch ein“. Und dann war ich wirklich überrascht, dass es da so viel Wirbel bei unseren Kundinnen und Kunden gab. Kannst du dir das erklären, was da passiert ist?
Ralf Buchner
Ja, die haben sozusagen das, was du gemacht hast, haben die nicht gemacht. Ich glaube, ganz viele Leute, die gehört haben „Buchner motzt gegen dieses Ampelsystem“ (was ich definitiv auch getan hab)… Um es gleich zu sagen: Ich finde es gut, dass die Blankoverordnung startet. Aber ich finde, man muss sich dann auch die Elemente angucken. Ich habe eben gesagt: „Das Ampelsystem einzusetzen ist doof“ und die Leute haben einfach einige die Überschrift gelesen und dann nicht weitergelesen, sondern aufgehört. Und das reicht natürlich nicht. Und das habe ich den Leuten auch schwer gemacht, denn wir haben diesen Artikel hinter einer Paywall versteckt, sodass man auch nicht unbedingt drauf kommen konnte.
Björn Schwarz
Ok.
Ralf Buchner
Insofern also meine Schuld. Ich hab dann allerdings aufgemacht und gesagt: „Bitte lest nach, worum es geht, und da hakt es. Diese Wirtschaftlichkeitsprüfung ist eine sehr differenzierte, die muss man sehr differenziert betrachten. Das ist komplex, und das sehen wir bei den Ärzten. Ich meine, kaum ein Arzt weiß, wie diese Wirtschaftlichkeitsgeschichten bei ihm laufen, weil das super komplex ist. Und wenn wir jetzt den Heilmittelbereich reinziehen, dann macht das, glaube ich Sinn, sich damit einmal auseinanderzusetzen und zu gucken: „Wie finden wir eine gute Lösung?“
Björn Schwarz
Du hast die Ärzte angesprochen… Ich gucke ja gern, was machen andere gut oder nicht so gut und kopiere dann einfach eine andere Bereiche. Was sprach denn dagegen, zu sagen, „Copy and Paste“ von den Ärzten auf die Heilmittelerbringer?
Ralf Buchner
Das geht strukturell nicht, weil, im Heilmittelbereich gibt es keine Wirtschaftlichkeitsprüfung. Das ist bei den Ärzten separat in der SGB 5 angelegt, da ist das eine völlig andere Geschichte, und in der ärztlichen Umgebung gibt es eine Struktur, die das ermöglicht: die Kassenärztliche Bundesvereinigung, die christliche Vereinigung, Budgets, Vereinbarungen auf Bundes- und dann auf Landesebene. Das ist alles sehr, sehr ausgefuchst, und das will auch keiner. Also wir wollen ja keine Institutionen haben, die dann Wirtschaftlichkeitsprüfung im Heilmittelbereich machen. Das, finde ich, versuchen die Ärzte auch gerade zu Recht abzubauen, diese Budgetierung, weil sie alle sagen, das ist losgelöst von irgendwelchen medizinischen Impulsen.
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