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Ärzte als Versuchsgruppe der TI

Wenn es nach dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) geht, soll die Telematikinfrastruktur (TI) in den Arztpraxen weiter voranschreiten. Ab 1. März sollen sie nun eArztbriefe verpflichtend empfangen können. Können sie das nicht gewährleisten, droht ihnen die Kürzung der TI-Pauschale um 50 Prozent.
Illustration: Hand kommt aus Laptop mit Brief, darunter steht "E-Mail"
© iStock: josemarques75

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat sich schon mit einem Schreiben an das BMG gewandt. Grund: Nicht alle Softwarehersteller können bis zum 1. März ein zertifiziertes eArztbrief-Modul liefern. Den Ärztinnen und Ärzten würde dann die TI-Pauschale gekürzt werden, obwohl sie gar nichts dafürkönnen, dass sie keine eArztbriefe empfangen können. Die KBV fordert daher, die verpflichtende Einführung des eArztbriefs mindestens bis zu dem Datum zu verschieben, ab dem die Regelung zur Empfangsbereitschaft von eArztbriefen aus dem Digital-Gesetz greift. Das wird voraussichtlich ab Mai 2024 der Fall sein.

Wenn wir uns dieses Szenario angucken, können wir wieder einmal froh sein, dass wir die Arztpraxen als Tester der TI haben. Sie können Probleme und Fehler der Anwendungen beseitigen, bis die Heilmittelpraxen nachziehen – dann hoffentlich ohne größere Hürden.

Trotzdem ist es wichtig, dass Ihr bei den Themen TI und Digitalisierung auf dem Laufenden bleibt. Denn das ist auch Eure Zukunft. Wer Lust auf Informationen und Austausch hat, kann am Montag, den 5. Februar, um 19 Uhr, wieder an unserem beliebten TI-Infoabend teilnehmen. Mehr Informationen und die Anmeldung findet Ihr unter: https://get.ti-ready.info

Was wir am Beispiel des eArztbriefs auch sehen, ist, dass die Ärzteschaft eine starke Vertretung hat: Die KBV setzt sich für die Interessen der Ärztinnen und Ärzte ein, wendet sich mit einer starken Stimme direkt an das BMG und wird auch dort oft gehört. Diese starke Stimme fehlt in der Heilmittelbranche. Das liegt daran, dass die Ärzt:innen unter anderem die KBV als einen Teil der Selbstverwaltung haben. Den Heilmittelerbringer:innen fehlt diese Selbstverwaltung. In unserem Themenschwerpunkt der Februar-Ausgabe widmen wir uns daher einmal ganz detailliert diesem Thema. Wir wagen einen Blick in die Zukunft. Wie könnten die Berufe in zehn Jahren aussehen? Wir wünschen uns, dass sie eigenständige Heilberufe mit Direktzugang und Verantwortung werden. Und auch, dass die Heilmittelerbringer:innen eine starke Selbstverwaltung haben. Wie das aussehen kann, haben wir für Euch einmal skizziert. Hätten sie eine Selbstverwaltung, wäre der nächste Schritt ein Sitz im G-BA. Denn hier werden unter anderem die Inhalte der Heilmittel-Richtlinie festgelegt – bis jetzt ohne jeglichen Einfluss der Heilmittelerbringer:innen. Ich habe außerdem mit der Logopädin Petra Krätsch-Sievert (LOGO Deutschland) über die Zukunft der Berufe gesprochen. Wir sind uns einig, dass Akademisierung, Direktzugang und Selbstverwaltung untrennbar miteinander verknüpft sind. Warum? Das könnt Ihr Euch in unserem Podcast „Vollakademisierung für die Logopädie – Warum das nur ein Anfang ist“ anhören.

Akademisierung, Direktzugang und Selbstverwaltung sind auch wichtige Themen, mit deren Hilfe wir endlich den Fachkräftemangel in den Griff bekommen können – langfristig gesehen natürlich. Wer darauf nicht warten kann und eher innerhalb der nächsten zwei Jahre Unterstützung im Team benötigt, kann es wie Patric Neunemann machen. Der Physiotherapeut und Praxisinhaber hat es geschafft, ausländische Fachkräfte in seine Praxen zu holen. Er erklärt in einem Interview, wie das gelingen kann, welche Hürden es gibt, aber auch, wie wichtig es ist, dass Praxisinhaber:innen und das Team zu einer Art Familie für die neuen Mitarbeiter:innen werden. Hier könnt Ihr Euch das Interview auch als Podcast anhören.

Mein Highlight der Woche war die rege Beteiligung an unserem Stammtisch zum Thema Privatpreise. Dafür möchten Björn Schwarz, Olav Gerlach und ich uns bei Euch bedanken. Björn bereitet gerade für Euch die Masterclass Privatpreise vor und freut sich über den Input aus der Praxis, den Ihr ihm am letzten Mittwoch mitgegeben habt. Wer Interesse daran hat, innerhalb von 15 Wochen in der eigenen Praxis Privatpreise sinnvoll und nachhaltig zu gestalten, ist in der Masterclass herzlich willkommen. Hier findet Ihr Infos und die Anmeldung.

Ich bin gerade in Köln, mit dem Zug. Drückt mir die Daumen, dass ich ohne größere Probleme rechtzeitig nach Kiel zurückkomme.

Herzliche Grüße

Euer Ralf Buchner

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