INTERVIEW MIT:
Coachin
Coach
„Gut führen“ bedeutet heutzutage auch „gut kommunizieren“. Wer es schafft, sein Team mitzunehmen und zu begeistern, wird weniger Sorgen mit Mitarbeiterfluktuation haben. Aber wie geht das? Die Coaches Brigitte Harste und André Remmert-Klinken sind überzeugt davon, dass sich der Coaching-Ansatz wunderbar als Führungs- und Kommunikationskonzept nutzen lässt: Denn hier geht es um wichtige Aspekte wie Wertschätzung, Selbstwirksamkeit, Verbindlichkeit und Klarheit. Wir haben mit ihnen darüber gesprochen.
Dieses Thema ist auch Kern unserer diesjährigen buchner-summer-school vom 18.08.22- 20.08.22.
Informationen finden Sie hier:
Inhalt dieser Podcastausgabe:
Coaching-Ansatz als Kommunikationskonzept
Ein Gespräch mit den Coaches Brigitte Harste und André Remmert-Klinken
(up_doppelbehandlung-Episode vom 20.07.22)
In den letzten Jahren hat uns Vieles gefordert: der Fachkräftemangel, die Corona-Pandemie und die damit eingehenden Belastungen – oder auch die veränderten Ansprüche an Arbeit allgemein. Teilzeit, Homeoffice, flexible Arbeitszeiten…passt das wunderbar oder so gar nicht zur Realität von Heilmittelpraxen? Bei vielen Inhaberinnen und Inhabern haben die letzten Jahre jedenfalls zu Verunsicherung geführt. Sie befürchten, die Praxis nicht mehr im Griff zu haben, und stellen sich als Leitung infrage. Wem es so ergeht, für den lohnt sich unter Umständen der Coaching-Ansatz.
up_doppelbehandlung: Hallo, mein Name ist Carola Weyers, und wir wollen dieses Mal darüber reden, wie man in heutigen Zeiten gut führt. Ich freue mich über zwei tolle Gäste dazu hier im Podcast-Studio. Mögt Ihr Euch selbst vorstellen?
Harste: Ich bin Brigitte Harste. Ich bin seit neun Jahren bei Buchner und coache seit vier, fünf Jahren hauptsächlich im Einzelcoaching. Ich glaube, dass Coaching etwas ist, was wir in der aktuellen Zeit umso mehr brauchen. Etwas, das als zusätzliche Chance begriffen werden kann, besser und noch ein bisschen anders zu führen – weil sich die Anforderungen verändern.
Remmert-Klinken: Ich bin André Remmert-Klinken, seit 2005 als Coach in unterschiedlichen Bereichen tätig und finde ebenfalls, dass Coaching immer wichtiger werden wird. Und dass „Führen“ mithilfe von Coaching-Methoden eine Chance darstellt, gerade auch Praxen zukunftsfähig machen zu können.
up_doppelbehandlung: Auf Heilmittelpraxen liegt natürlich unser Fokus. Ihr sagt, wer seine Praxisführung auf die nächste Stufe heben möchte, der kommt an dem Thema Coaching nicht vorbei. Warum?
Harste: Ich leite seit rund sieben Jahren Führungsseminare und merke, dass die Anforderungen der Mitarbeiter sich verändert haben. Da kommt eine neue Generation mit neuen Werten und Ansprüchen, und sie kommen mit anderen Voraussetzungen. Das bedeutet, dass die klassischen Methoden von Führung sicherlich funktionieren – nur nicht mehr in dem Umfang, wie wir es uns wünschen. Also, dass die Mitarbeiter selbständig arbeiten und von sich heraus motiviert sind. Coaching-Methoden sind da ein gutes Hilfsmittel, sich auf Augenhöhe zu begegnen. Anders zu begegnen als bisher klassisch ‚top down‘. Dieses „Ich sage und Du machst“ – das funktioniert in vielen Fällen nicht mehr und führt auch bei denen, die führen, zu viel Frust, weil diese klassischen Methoden nicht mehr wirksam sind.
Remmert-Klinken: Ich sehe auch eine große Chance darin, wenn die Arbeitnehmenden – also die Mittherapeutinnen und -therapeuten – da noch viel mehr mit in die Verantwortung gehen und ihre Fähigkeiten mit einbringen wollen. Da helfen gerade die Coaching-Methoden, dass dafür Platz da ist. Denn die Idee von Coaching ist eben, dass ich mit Prozessen beschäftigt bin und nicht mit fertigen Dingen – ich weiß vorher noch nicht, wie es geht. Und wir haben es gerade bei Corona gesehen: Da waren wir im ständigen Prozess, und da hätten Coaching und die Methoden dazu sehr geholfen.
up_doppelbehandlung: Sollte dafür ein Coach von außen kommen? Oder kann ich schnell Coach werden und dann meine eigenen Leute coachen?
Remmert-Klinken: Nein. Coaching ist eine eigene Ausbildung, die ihre Zeit benötigt. Und es ist wichtig, diese Zeit zu haben. Es ist für mich fast wie ein Lehrberuf: Ich benötige Methoden und mich selber dabei. Das braucht im Normalfall mindestens anderthalb Jahre. Aber ich kann mit der Idee von Coaching und Methoden davon eine Menge erreichen – und zwar viel schneller. Ich würde niemals meine eigenen Leute coachen, weil ich dann die Unabhängigkeit, die Freiheit, die ich brauche, nicht bieten kann. Aber ich kann mit den Methoden und der Haltung, die ich habe, gut führen.
up_doppelbehandlung: Wie kann ich mich dem ganzen nähern? Welches sind erste Schritte?
Harste: Die Haltung ist die essentielle Grundlage überhaupt, um etwas ändern zu können. In den letzten Jahren sind Praxisinhaberinnen und Praxisinhaber zu mir gekommen, weil sie nicht mehr wussten, wie sie weitermachen sollen. Dann höre ich ihnen zu und entdecke die Fragen dahinter. Und stelle dann die Fragen, die die Menschen dazu bringen, ihre Ressourcen zu aktivieren. Denn es ist ja nicht so, dass wir mit ganz vielen Ideen kommen. Wir leiten und begleiten die Menschen, die bereit sind, diesen Prozess anzunehmen, in der Findung dessen, was sie schon wissen und da unter Umständen nicht rankommen. Es geht also darum, Fragen zu stellen, die weiterbringen, um dann den inneren Prozess zu aktivieren. Habe ich ein anderes „Mind-Set“, mit dem ich meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern begegne, dann ändert das automatisch ganz viel.
up_doppelbehandlung: Welches sind die Vorteile, die ich daraus ziehen kann?
Remmert-Klinken: Dann partizipieren die Mitarbeitenden. Sie prägen die Praxis mehr, und damit liegt ihnen die Praxis stärker am Herzen. Dann sind sie auch gute Werbeträger für andere, die vielleicht da dann auch arbeiten wollen. Und ich bekomme durch Coaching-Methoden auch eine andere Kompetenz, mit Konflikten umzugehen – so dass die nicht unbedingt zerstörerisch sind, sondern auch zu Lösungen führen, die weiterführen.
up_doppelbehandlung: Mit welchen Methoden kann ich anfangen?
Harste: Zuhören. Das klingt einfach, ist aber so schwer. Es ist eine der Grundkompetenzen. Denn Zuhören ist nicht Zuhören. Das ist ein wenig wie bei Michael Ende und „Momo“…
..das vollständige Interview gibt es als Audio-Datei!
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