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„Wir scheitern uns zum Erfolg.“

Ein Gespräch über Wachstum

INTERVIEW MIT:
Jan Hollnecker
Jan Hollnecker,
Geschäftsführer der Theraphysia GmbH

Jan Hollnecker erlaubt sich eine Haltung. Der Unternehmer betreibt die Theraphysia GmbH mit mehreren interdisziplinären Therapiepraxen in Berlin. Sein Credo ist Wachstum – in unternehmerischer und persönlicher Hinsicht. „Wer morgens um acht Uhr ins Pflegeheim rein möchte und um 15 Uhr raus, und bloß niemanden sprechen in der Zeit – für den sind wir wahrscheinlich nicht das richtige Team.“, sagt er. „Wer aber Freude hat, sich mit anderen Fachbereichen auszutauschen, sich auch selbst zu hinterfragen in seiner Therapie und sich weiterzuentwickeln über Fortbildungen, dann sind wir die Richtigen.“ Innovation heißt bei ihm: ausprobieren. Nicht alles ist immer auch gut. Mit uns hat er über innere Haltungen, Coolness, das Wundermittel „Reflexionsbogen“ und einiges mehr gesprochen.

Weitere Infos:

Die Homepage der interdisziplinären Praxen der Theraphysia

Der Podcast von Theraphysia

Theraphysia bei Instagram

Inhalt dieser Podcastausgabe:

„Mein Ziel ist es, Strukturen zu schaffen, in denen Menschen die Möglichkeiten haben, sich Erfolgserlebnisse zu erarbeiten“

Im Gespräch: up-Herausgeber Ralf Buchner mit Jan Hollnecker, Geschäftsführer der Theraphysia GmbH in Berlin

up-podcast-Episode vom 26.04.2023

 

 

uppodcast: Heute bin ich verbunden mit Jan Hollnecker, Geschäftsführer der Theraphysia GmbH in Berlin. Hallo!

Hollnecker: Hallo, Danke für die Einladung.

uppodcast: Wir wollen heute über Möglichkeiten sprechen. Also um das „Wo geht es hin?“. Wir haben das erste Mal Kontakt gehabt, als Du einen Podcast zu „Praxen der Zukunft“ gemacht hast…

Hollnecker: Ja, da habe ich Persönlichkeiten wie Dich kennenlernen dürfen, das war sehr inspirierend für mich – und hoffentlich auch für den einen oder anderen Zuhörer.

uppodcast: Du hast eine Praxis mit mehreren Standorten in Berlin – Theraphysia heißt Dein Unternehmen. Du versuchst, eine bestimmte Art von Therapeuten zu finden und in Deine Praxis reinzuholen. Was ist Dein Lieblingstherapeut für einer? Erzähl doch mal.

Hollnecker: Da muss ich etwas ausholen. Wir haben Theraphysia 2015 gegründet, als jeder gesagt hat, dass es jetzt gar nicht sinnvoll ist, ein solches Unternehmen zu gründen, weil es gar keine Therapeuten auf dem Markt gibt. Und da war klar, dass wir uns schon was einfallen lassen müssen, um als Arbeitsort attraktiv zu sein. Damals war das der Wunsch: ein wenig cooler zu sein als andere Praxen in Berlin. Wir haben dann gemerkt, dass wir einen großen Mehrwert geben können, was Innovationskraft angeht und persönliche Weiterentwicklung bzw. persönliches Wachstum. Bei Wachstum hat jeder gleich unterschiedliche Interpretationen im Kopf. Für mich hat das zwei Ausprägungen. Einmal persönliches Wachstum, also: Wie kann ich einer jungen Physiotherapeutin die Chance geben, sich in das therapeutische Feld zu entwickeln, in das sie gerne gehen möchte? Und wie kann ich sie dabei begleiten, sich Dinge zuzutrauen, die sie sich vielleicht sonst gar nicht zutrauen würde, um über sich hinauszuwachsen? Und der zweite Aspekt ist tatsächlich auch unternehmerisches Wachstum. Wir sind mittlerweile 72 Köpfe an Therapeuten. Das war uns auch wichtig, denn persönliches Wachstum gelingt nur, wenn eine junge gute Physiotherapeutin mit vielen guten erfahrenen Physiotherapeuten oder Ergotherapeuten und Logopäden in den Austausch gehen kann – oder mit Ergotherapeuten oder Logopäden. Von daher ist „Wachstum“ das, was uns ausmacht.

 

uppodcast: Du wolltest cool sein, als Du gegründet hast. Ist Wachstum denn cool? Die Leute heute wollen doch „Work-Life-Balance“, wollen nur 30 Stunden arbeiten… ist Wachstum dann cool?

 

Hollnecker: Vielleicht nicht im ersten Reflex, wenn sich jemand mit dem Wort auseinandersetzt. In der Ausprägung wie ich das fühle, finde ich das ziemlich cool, und zum Glück die Leute um mich herum auch. Wachstum ist für uns nicht ein Ego-Thema. Sondern, was mich antreibt, ist: Mit mehr Größe hatten wir mehr Möglichkeiten, Gutes zu tun. Bessere Strukturen zu schaffen, unsere Akademie zu gründen und ähnliche Dinge. Das sind Dinge, die man nicht mit einer drei-vier-Kolleg:innen-Praxis umsetzen kann, da reicht dann die Managementkapazität nicht aus. Mit einer gewissen Größe hatten wir die Möglichkeit, diese Strukturen umzusetzen. Diese dienen dann den Kolleg:innen wieder, um persönlich zu wachsen – und da schließt sich dann der Kreis wieder. Und dann finde ich Wachstum auf einmal wieder ziemlich cool.

 

uppodcast: Es geht also weniger um Wachstum um des Wachstums Willen. Also es geht nicht um quantitatives Wachstum, sondern mehr um qualitatives, individuelles. Es geht eher um den Sinn, den ich in meiner Tätigkeit sehe. Wie gibst Du Deinen Leuten Sinn? Das ist ja ein „Problem“, das viele Kolleginnen und Kollegen gerade haben: dass die jüngeren Leute sagen: „So, wie Du arbeitest, lieber Chef, liebe Chefin, so möchte ich auf gar keinen Fall arbeiten. Mir fehlt beim Rezepte-Abarbeiten das Konzept.“ Was machst Du anders als andere, dass die Leute nicht im Hamsterrad laufen, sondern, dass sie Sinn finden?

Hollnecker: Ich glaube, der Unterschied ist gar nicht so groß. Auch wir haben Sachzwänge und müssen sehen, dass am Ende mehr Geld reinkommt als rausgeht. Aber wir investieren sehr viel in Zukunftsprojekte. Etwa haben wir mit eigenem Therapiematerial begonnen, mit einer App, mit dem Podcast…da waren so viel so lose Enden, die sich zum Teil auch verlaufen haben. Aber in der Summe ist etwas entstanden, was ich so nicht habe kommen sehen und wo ich stolz sagen kann: Das, was wir jetzt an Schwerpunktpraxen für Therapeut:innen in allen Fachbereichen haben, bietet so niemand anderes an. Das ist alles aus dem Antrieb entstanden, innovativ sein zu wollen.

 

uppodcast: Merkt man das? Findest Du neue Leute, die zu Dir kommen, weil das, was du machst, cool ist?

 

Hollnecker: Was wir vor allem merken, ist, dass die richtigen Leute zu uns zur Tür reinkommen. Für die Rollen, die wir suchen, resoniert das. Wer morgens um 8 ins Pflegeheim rein möchte und um 15 Uhr raus, und bloß niemanden sprechen in der Zeit – für den sind wir wahrscheinlich nicht das richtige Team. Wer aber Freude hat, sich mit anderen Fachbereichen auszutauschen, sich auch selbst zu hinterfragen in seiner Therapie und sich weiterzuentwickeln über Fortbildungen: Dann sind wir die Richtigen, und diese Art von Menschen ziehen wir auch an.

uppodcast: Was machst Du dafür?

Hollnecker: Unternehmerisch ist der Begriff, mit dem ich mich am schwersten getan habe, Positionierung. Wofür stehen wir eigentlich? Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Denn wenn man für etwas steht, dann steht man automatisch gegen etwas. Allein meine Aussage mit dem Pflegeheim eben – da wird es Leute geben, die sagen: „Ganz so ist es ja auch nicht.“

Am Ende erlauben wir uns, so zu sein, wie wir sind, und das führt natürlich auch dazu, dass es immer auch Therapeut:innen gibt, die das nicht teilen.

uppodcast: Wofür steht denn Theraphysia?

Hollnecker: Das, was ich merke und versuche, in die DNA des Unternehmens reinzubringen, ist, dass ich Freude daran habe, Menschen bei ihrem persönlichen Wachstum zu begleiten. Ich freue mich, wenn ich heute mit einer Kollegin spreche, die sich vor einem Jahr bestimmte Dinge noch nicht zugetraut hat. Das hat nicht unbedingt damit zu tun, wie Dinge gemacht werden, sondern damit, mit welcher Haltung der Job gemacht wird. Also – sehe ich mich als Opfer des Systems, das nicht wertgeschätzt wird, mit einer schlechten Bezahlung, mit Kassen, die uns malträtieren? Dann werde ich auch für meine Patien:innen nicht die optimal Begleitung leisten können. Wenn ich mir selber sage: „Ich bin jemand, der anderen Menschen hilft, persönliche Durchbrüche zu erzählen“, dann wird man automatisch auch das richtige Therapiekonzept für sich finden. Und das ist das, wofür wir stehen wollen, weshalb wir ganz unterschiedliche Therapieverfahren auch für uns testen. Bei der Online-Therapie waren wir ganz vorn dabei, jetzt haben wir therapeutische Intensivwochen, wo wir Patien:innen hochfrequent sehen, die dann eine Doppelbehandlung Ergo-, Physiotherapie oder Logopädie über eine Woche bekommen, fünfmal in der Woche, wo wir merken, da gibt es Möglichkeiten im System. Diese Dinge testen wir. Dann gehen auch viele Dinge schief – aber so scheitern wir uns zum Erfolg.

 

uppodcast: Du sagst, die innere Haltung ist für den Therapieerfolg ausschlaggebend. Also, wenn ich Opfer bin kann ich weniger gute Therapie machen als wenn ich Gestalter bin. Und Dein Job als Chef ist es, Deinen Leuten aufzuzeigen, dass sie Gestalter ihrer Therapie sind. Kann man das so zusammenfassen?

 

Hollnecker: Das ändert ganz viel, ja.

Du möchtest wissen, wie es weitergeht? Hör‘ Dir die ganze Folge an!

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